Der Gemeine Lein hat eine lange Tradition, denn seine Produkte sind vielfältig: Leinsamen, Linoleum, Ölfarben, Dämmstoffe, Kordel, Leinenstoffe.
Nun kehrt er mit seinen wunderschönen Blüten wieder auf unsere Felder zurück. Wir erläutern seinen Anbau, seine Verarbeitung und seinen Beitrag zur Kulturvielfalt.
Lies die Informationen zum Gemeinen Lein durch und beschrifte die Leinpflanze mit den Wörtern aus der Lösungsbox.
Obwohl der Lein „gemein“ sein soll, ist er nicht böse. Ganz im Gegenteil, nützt er Menschen schon seit vielen hundert Jahren, denn er ist total vielseitig. Aus den Samen der Öllein Pflanze wird Leinöl für Ölfarben oder Linoleum produziert und aus der Faserlein Pflanze werden Fasern für Bekleidung, Kordeln oder gar Dämmstoffe gewonnen.
Früher gab es viele Landstriche mit typischen blauen Feldern, wenn im Sommer der Lein blühte. In dieser Zeit sprachen die Menschen auch noch ein wenig anders und das Wort „gemein“ bedeutet „üblich“ oder „normal“, weil die Pflanze eben weit verbreitet war.
Der Lein will wieder hoch hinaus
Die Leinpflanze wächst krautartig. Der Stängel verzweigt sich und an ihm sitzen direkt die schmalen Blätter. Am oberen Ende bilden sich mehrere Blüten mit je fünf Blütenblättern. Aus den meist blauen Blüten bilden sich Kapseln mit Samen. Die Pflanze sitzt im Boden mit einer Pfahlwurzel mit vielen feinen Wurzeln zu den Seiten. Bei manchen Sorten ist der Stängel zwischen Wurzel und erster Verzweigung mehr als einen Meter lang. Das ist bei dieser Höhe nur möglich, weil die Pflanze innere Stützfasern ausbildet, die später als Naturfasern zur Weiterverarbeitung gewonnen werden.
Weil Naturfasern nachhaltig, biologisch abbaubar sind und vorteilhafte Eigenschaften besitzen, gewinnen sie heutzutage wieder an mehr und mehr Bedeutung. Wenn du mehr darüber wissen willst, klicke auf „i Der Faserlein“ oder „i Der Öllein“.
Schon die Menschen in Ägypten verwendeten Leinenfasern bzw. Flachs vor Fünftausend Jahren als textilen Rohstoff. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte der Anbau von Flachs im großen Stil bis Konkurrenzprodukte wie Baumwolle, später neue synthetische Fasern die Pflanzenfasern fast vollständig vom Markt drängten. Heute sieht man in der Pflanze hohes Potenzial für neue Einsatzmöglichkeiten. Besonders eignen sich die Fasern für Dämmstoffe, Vliese und naturfaserverstärkte Kunststoffe, kurz NFK, z. B. in Geschirr oder im Fahrzeugbau. Sie lassen sich besser verarbeiten als z. B. Glaswolle, haben ein geringeres Gewicht, dämmen gut, splittern bei Unfällen nicht und lassen sich gut entsorgen. Der Aufwand der Herstellung wird sich bei steigender Nachfrage nach Naturfasern also wieder eher lohnen.
In nur 100 Tagen zur Ernte
Die einjährige krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 100 Zentimetern. Lein bildet wie Hanf in der Rinde des Stängels Bastfasern aus Cellulose, die die Standfestigkeit erhöhen. Der Cellulose Anteil liegt bei 70 bis 80 Prozent. Es gibt einige Lein Sorten, die relativ lange Stängel bilden. Dank der langen Fasern eignen sie sich gut für den Flachsanbau. Faserlein wird sogar schon nach etwa 100 Tagen geerntet und zwar im Juli in der Gelbreife, wenn die Blätter welk oder abgefallen sind.
Stroh muss rösten
Um die Fasern zu gewinnen, sind früher wie heute langwierige, witterungsabhängige Schritte notwendig, die mit hohem Aufwand und Risiken verbunden sind. Für die Ernte möglichst langer Fasern ziehen Spezialmaschinen die kompletten Pflanzen mit ihren Wurzeln aus der Erde und legen sie in Schwaden parallel auf dem Feld ab, immer mehrere Reihen aufeinander. Der Vorgang heißt Raufen.
Unter freiem Himmel folgt die mehrwöchige sogenannte Röste, bei der unter dem Einfluss von Bakterien und Pilzen Teile der Pflanze verrotten. Diese Abbauprozesse lösen die Fasern von den holzigen Teilen und trocknen die Pflanzen zu Röststroh, das zu Ballen gepresst wird. Die Ballen lagern drei Monate, was für eine gleichmäßige Restfeuchte und Faserqualität sorgt.
Beim Schwingen bricht das Flachsstroh mechanisch auf; rotierende Messer trennen die Holzteile (Schäben) von den Fasern ab. Übrig bleiben Langfasern (Schwungflachs) mit einer Mindestlänge von zehn Zentimetern und Kurzfasern (Schwungwerg) als Nebenprodukt.
Gefragte Naturfasern
Lange Flachsfasern für Spinnereien werden nach dem Schwingen noch mit der Maschine ausgekämmt (Hecheln),
dadurch weiter gesäubert und von weiteren Kurzfasern (Hechelwerg) abgetrennt. Denn für Stoffe sind lange, sehr
fein aufbereitete Fasern nötig. Die Faserteile werden für Kleidung erst zu Garn gesponnen und dann zu Stoff gewebt.
Textilien aus Leinen sind robust, kühlend und feuchtigkeitsregulierend.
Schäben eignen sich z. B. als Einstreu für Pferde und Kleintiere. Kurzfasern dienen als Bau
und Werkstoffe, Spezialzellstoff für nassfestes Papier und Mulchmaterial im Garten.
Der Öllein hatte sein Blütezeit im 19. Jahrhundert, als man fettreiche
Leinsorten säte, um Öl als Lebensmittel und Rohstoff zu gewinnen.
Später ging die Nachfrage nach Leinöl dramatisch zurück und der Anbau der
Pflanze kam beinahe zum Erliegen.
Heute möchte man Lein wieder vermehrt nutzen, besonders in Sachsen,
Hessen und Süddeutschland. Die Sommerfrucht trägt zur Biodiversität auf
unseren Feldern bei und ihre blauen Blüten werden gern von Insekten
angeflogen. Die befruchteten Blüten bilden Kapseln, gefüllt mit braunen bis
goldgelben Samen. Sie reifen und trocknen bis Ende August, geerntet werden
sie mit einem Mähdrescher.
Winzige ölreiche Samen
Die Samen des Leins enthalten etwa 40 Prozent Fett. Daher werden solche Sorten auch Öllein oder Saatlein genannt. Zudem enthalten sie Eiweiße, Schleimstoffe, Lecithin, Sterine, Vitamin E und mehrere B Vitamine. Sie sind beliebte Zutat in Broten und Müslis. Wegen der quellenden Schleimstoffe helfen sie gegen Verstopfung.
Der Nährwert, aber auch die Eignung als Industrierohstoff ist weitgehend von der Zusammensetzung der Fette, also vom Fettsäuremuster abhängig. Leinöl besteht zu 50 Prozent aus der mehrfach ungesättigten Fettsäure Linolensäure, essenziell für viele Körperfunktionen. Es sollte stets dunkel, kühl und luftdicht gelagert werden, denn Leinöl „oxidiert“. Genau wegen dieser Eigenschaft trocknet es an der Luft und liefert einen wichtigen Grundstoff für die Herstellung von biobasierten Farben und Linoleum.
In der Ölmühle
Nach der Reinigung wird die Leinsaat zunächst im Walzenstuhl aufgebrochen und schonend kaltgepresst auf Schneckenpressen. Aus dem Öl werden die Schleimstoffe abgefiltert, so erhält es seine charakteristische klare, goldgelbe Färbung, die man vom Speiseleinöl kennt. Alle Nebenprodukte werden z. B. als Tierfutter oder Nahrungsmittel verwertet.
Durch Erhitzen und eine zweite Pressung des sogenannten Leinkuchens lässt sich das restliche Öl gewinnen. Dieses Rohöl wird durch Raffination gereinigt. Es ist weniger empfindlich und lässt sich zu Lebensmitteln weiterverarbeiten oder technisch nutzen, z. B. Lacke (Firnis), Spachtelmasse, Weichmacher, Spezialseife und wasserdichtes Gewebe.
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