Von der Milch zum Reifungsrahm
Butter besteht hauptsächlich aus Milchfett.
Dessen Anteil in der Rohmilch beträgt
etwa vier Prozent. Für ein Kilogramm
Butter benötigt man 22 bis 25
Liter Milch. Nach der Eingangskontrolle
in der Molkerei wird die Milch in einer
Zentrifuge (Separator) geschleudert.
Weil die Bestandteile der Milch eine unterschiedliche
Dichte besitzen, trennen
sie sich auf: in Magermilch und Rahm
mit ungefähr 40 Prozent Fett. Der gewonnene
Rahm wird kurz und schonend
auf mindestens 85 Grad Celsius
erhitzt (pasteurisiert). Das inaktiviert Keime und Enzyme und verhindert,
dass unerwünschte Aromen entstehen.
Anschließend muss der Rahm 7 bis 20
Stunden lang reifen. Während dieser
Zeit wird die Temperatur gezielt erhöht
und gesenkt. Das genaue Verfahren unterscheidet
sich je nach Buttersorte. Für
Sauerrahmbutter werden in dieser Phase
Milchsäurebakterien zugesetzt.
Das eigentliche Buttern
Der gereifte Rahm kommt in den Butterfertiger.
Dieses Gerät schlägt den Rahm
wie eine übergroße Küchenmaschine.
Dadurch verbinden sich die vielen kleinen
Fettkügelchen des Milchfetts (Agglomeration).
Es bilden sich Klumpen, die sogenannten
Butterkörner, und eine wässrige
Phase, die Buttermilch. Diese wird
getrennt weiterverarbeitet. Das anschließende
Kneten der Butterkörner verteilt
das restliche Wasser sehr fein im Fett,
macht die Masse geschmeidig und geschmacklich
frischer. Die Herstellung von
Butter ist chemisch betrachtet eine Phasenumkehr:
Aus der Öl-in-Wasser-Emulsion
„Milch“ entsteht die Wasser-in-Öl-Emulsion
„Butter“. Der Fettanteil der fertigen
Butter beträgt mindestens 82 Prozent.
Komplexe Aromabildung
Während der Rahmreifung kommt es
bei allen drei Buttersorten zu einer Veränderung:
Mit der Temperatur verändern
die Fettmoleküle ihre Form zu einer
neuen Modifikation, wobei keine Fettsäure
ihre Bindung verlässt (vgl. Abb.
unten). Die Konsistenz des Milchfetts
ändert sich und verbessert die Streichfähigkeit
und den Geschmack. Zahlreiche
Aromen entstehen durch weiteren
Umbau der Fette und Kohlenhydrate
während der verschiedenen Phasen der
Butterherstellung. Je nach Verfahren dominieren
unterschiedliche Geschmacksstoffe.
Süßrahmbutter schmeckt mild und milchig-süß, mildgesäuerte Butter
eher säuerlich frisch und Sauerrahmbutter
frisch mit einer nussigen Note.
Bei Sauerrahmbutter werden ausgewählte
Kulturen von Milchsäurebakterien
(meist Streptococcus lactis und S.
cremoris) für die Rahmreifung zugegeben.
Die Bakterien bauen den vorhandenen
Zucker (Lactose, Glucose und
Galactose) aus der Milch zu Milchsäure
(Lactat) ab. Die Bakterien setzen aber
auch andere organische Verbindungen
um. Dabei entstehen u. a. die Ketone
Acetoin und Diacetyl, die ebenfalls sauer
schmecken. In geringem Umfang finden
sich diese auch in Süßrahmbutter und
mildgesäuerter Butter. Teilweise wird Milchsäure extra zugegeben. Die Enzyme
der Mikroben setzen außerdem weitere
Fettsäuren aus den Fettmolekülen frei
(hydrolytische Spaltung der Esterbindung
durch Lipasen). Das Aroma der Butter
beruht also auf vielen Säuren.
Die Butter enthält zudem noch verbliebene
Aromen aus der Milch, z. B. ätherische
Öle aus dem Futter der Kühe (Heu,
Silage usw.) und Phenole. Die Vielzahl der
chemischen Verbindungen im Rahm und
deren weitere Reaktionen bilden eine unüberschaubare
Zahl von geschmacksaktiven
Substanzen. Die Abfolge und Dauer
der Temperaturphasen während der Reifung
fördert und bremst die einzelnen
aromabildenden Prozesse im Rahm.