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EinSichten in die Tierhaltung

EinSichten in die Tierhaltung

Hof Falkensee - Freilandhühner vor den Toren der Hauptstadt

Hans-Peter Kruse, gelernter Landwirt, inmitten seiner Hühnerherde.

Fotograf: Timo Jaworr

«Wenn man neue Hühner einstallt, benötigt die Herde vor allem in der ersten Zeit eine intensive Betreuung. Man verbringt dann viel Zeit im Stall

Hans-Peter Kruse

Im Havelland, nur wenige Kilometer von der Berliner Stadtgrenze entfernt, liegt der Hof Falkensee in Dallgow-Döberitz. Hier hält Familie Kruse insgesamt 3.000 Legehennen in Freilandhaltung als auch in einem Mobilstall. Der Hof an sich ist ein Gartenbaubetrieb und vermarktet alle erzeugten Produkte über den eigenen Hofladen.

Dieser Hof unterscheidet sich von anderen besonders durch seine Entstehung. Der Hof Falkensee hat kei­ne besonders lange Geschichte, son­dern wurde 1994 von zwei Landwirten aus Schleswig-Holstein auf der grünen Wiese geplant. Der Dreiseitenhof und die umliegenden Flächen sollten Früchte, Eier und andere landwirt­schaftliche Produkte für die Direktver­marktung erzeugen – und so ist es heute noch. Hans-Peter Kruse über­nahm den Hof im Jahr 2000 und ist seitdem Betriebsleiter. Seine Frau und er lernten sich auf dem Hof kennen, seitdem sind sie geblieben und führen den Hof zusammen.

Familie Kruse hält 3.000 Legehennen in zwei Stallsystemen. Eigentlich hätten sie Plätze für 3.600 Legehennen, aber um das Wohl der Hennen zu steigern, sind die Ställe nur zu 85 % belegt. 2.000 Legehennen leben in dem großen, fes­ten Stall in Freilandhaltung. Dieser ist mit einer Voliere und einem Wintergar­ten ausgestattet, damit die Hühner sich mehr bewegen und im Stall besser ver­teilen können. Das Licht im Stall ist et­was rötlich abgedimmt, denn das ent­spannt die Tiere und bringt Ruhe in die Herde. Jederzeit können Besucher*in­nen in den Stall durch ein „EinSichten in die Tierhaltung“-Fenster gucken und die Hennen beim Fressen, Bewegen und Ruhen beobachten. Tagsüber ha­ben die Hennen zusätzlich den großen Auslauf zur Verfügung. Dafür öffnet Hans-Peter die Tore täglich per Hand und schließt sie abends wieder, wenn alle Hennen im Stall sind. Anschließend kontrolliert er, ob kein Tier im Auslauf vergessen worden ist.

Seit 2013 gibt es auf dem Hof Falkensee noch einen Mobilstall. Hier leben 1.000 Hennen zusammen mit 5 Hähnen. Die­ser Stall wird mehrfach im Jahr versetzt, damit die Tiere frisches Gras zum Fres­sen zur Verfügung haben. Hier öffnen und schließen sich die Türen zum Aus­lauf automatisch, aber auch hier kont­rolliert Familie Kruse abends, ob alle Tiere im Stall sind.

Die Hennen legen überwiegend vor­mittags ihre Eier. Ein Laufband beför­dert diese mittags automatisch in die Packstation. Hier sortiert ein Mitarbei­ter die Eier nach Größen. Die Eier er­halten den Eierstempel (Eiercode) und werden anschließend im eigenen Hof­laden verkauft. Da die Nachfrage nach den Eiern groß ist, kauft Familie Kruse mittlerweile rund 30 % ihrer Eier bei Berufskolleg*innen aus der Region zu. Da der Hof Falkensee in einem Wasser­schutzgebiet liegt, dürfen die Kruses die Hühnerhaltung nicht weiter aus­bauen. Zudem ist der Hühnerdung sehr stickstoffhaltig und darf deshalb auch nicht auf den eigenen Feldern im Wasserschutzgebiet ausgebracht wer­den. Familie Kruse verkauft den Dung an andere Landwirt*innen in der Um­gebung, die mit dem Hühnerdung ihre Felder und Kulturen düngen. Nur ungefähr 5 % des Kots verbleibt im Be­trieb und dient als Dünger für Gemüse, z. B. für den Kohl und die Kürbisse.

Fakten zum Betrieb

14624 Dallgow-Döberitz, Brandenburg

  • 3.200 Legehennen
  • 20 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • 2 Stallsysteme
  • 20 Mitarbeitende
  • ausschließlich Direktvermarktung
    über eigenen Hofladen
  • Gartenbaubetrieb

www.hofladen-falkensee.de

« Wir haben uns auf diesem Hof kennengelernt, Hans-Peter war Betriebsleiter, ich war Erntehelferin. Zusammen sind wir auf dem Hof geblieben.»

Katrin Kruse

Die Legehennen werden in der 17./18. Lebenswoche eingestallt und bleiben für eine Legeperiode auf dem Hof. Wenn die Hennen rund 1,5 Jahre alt sind, werden sie ausgestallt, geschlach­tet und zu Suppenhühnern weiterver­arbeitet. Dann wird der Stall gereinigt, desinfiziert und nach einer Wartezeit, in der der Stall leer bleibt, wieder mit einer neuen Herde belegt.

Neben den Hennen bewirtschaftet Fa­milie Kruse eine landwirtschaftliche Fläche von 25 ha, wovon fast 5 ha Wald und 5 ha Weidefläche für die Hennen sind. Auf weiteren 5 ha wer­den Erdbeeren angebaut. Weitere Pro­dukte wie Himbeeren, Heidelbeeren und Gemüse wie Grünspargel, Kürbis­se, Tomaten und Kohlgemüse bauen die Kruses ebenfalls an. Auch Blumen zum Selbstschneiden gibt es seit 2020 auf dem Hof Falkensee. Die Himbee­ren und ein Teil der Erdbeeren werden im geschützten Anbau angebaut und geerntet. Dadurch sind die Erträge hö­her, da die Pflanzen witterungsge­schützt sind und per Tröpfchenbewäs­serung mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden. Diese Art der Bewäs­serung ist relativ teuer, aber effizient. Auch den Einsatz von Pflanzenschutz­mitteln können die Kruses im ge­schützten Anbau so deutlich reduzie­ren. Bei den Erdbeeren setzen Kruses im Frühjahr Hummeln zur Bestäubung ein, da es für den Bienenflug meist zu früh im Jahr und demnach zu kalt ist. Die Heidelbeeren baut Familie Kruse im Topf an, da sie einen sauren, wald­bodenähnlichen Boden benötigen. Auch sie werden per Tröpfchenbewäs­serung mit Wasser und Nährstoffen versorgt.

Alle auf dem Hof erzeugten Produkte vermarktet Familie Kruse ausschließ­lich im eigenen Hofladen, welcher sie­ben Tage die Woche geöffnet hat. Kru­ses beschäftigen zwölf Festangestellte, zehn Aushilfen und während der Ern­tesaison fünf Erntehelfer*innen. Von den zwölf Festangestellten sind zwei Mitarbeitende in der Landwirtschaft tätig und zwei Bäcker*innen backen sechs Tage die Woche frische Brot- und Backwaren für den Hofladen. Die an­deren Mitarbeiter*innen arbeiten im Hofladen.

Der Familie liegt das Wohl der eigenen Tiere sehr am Herzen. Stallen sie neue Tiere ein, beobachtet und betreut Hans-Peter die Herde intensiv. Obwohl Katrin und Hans-Peter nur eine relativ kleine landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung haben, ist ihre Produktpa­lette groß und vielfältig. Sie kümmern sich intensiv um den Boden und seine Fruchtbarkeit und nehmen Produkt­umstellungen vor, um dem Boden nach dem intensiven Erdbeeranbau eine Pause zu gönnen. Sie scherzen, dass das Potenzial an diesem Standort groß ist, sie Lust haben, viele verschie­dene Dinge auszuprobieren, ihnen es aber an Zeit und Kapazitäten fehlt. Sie wünschen sich, dass eins der beiden Kinder später den Hof übernimmt. Sohn Lukas macht gerade eine Ausbil­dung zum Landwirt und ist im zweiten Lehrjahr, Tochter Hanna ist Schülerin und hat noch Zeit, sich für einen Beruf zu entscheiden.



Fotos © i.m.a e.V.