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EinSichten in die Tierhaltung

EinSichten in die Tierhaltung

Hof Föcke - Schweinehaltung mit Herzblut

Schweinehaltung mit Herzblut

Familie Föcke: Benno, Thorsten und Mechthild (v. l. n. r.), halten zusammen und haben festgelegte Aufgabenbereiche.

Fotograf: Timo Jaworr

«Die Gesundheit unserer Tiere ist für uns sehr wichtig. Sie erzielen nur eine gute Leistung, wenn sie gesund sind.»

Thorsten Föcke

In der Stadt Haselünne – der ältesten Stadt im Emsland – liegt der Schweinebetrieb der Familie Föcke. Im teilgeschlossenen System hält die Familie Sauen, zieht Ferkel auf und mästet rund ein Drittel der eigenen Ferkel selbst. Das zweite große Standbein der Föckes ist die Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien – Windkraft, Photovoltaik und Biogas.

Den Hof betreiben Vater Benno und Sohn Thorsten gemeinsam, wobei jeder seine festen Arbeitsbereiche in den Ställen hat. Thorstens Mutter Mechthild hilft hauptsächlich in der Buchhaltung und im Büro. Thorsten hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt und anschließend eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt abgeschlossen. Zwischendurch war er für ein halbes Jahr in Kanada, um dort die Landwirtschaft und die Tierhaltung kennenzulernen. Seit 2017 ist er nun vollständig im Betrieb integriert. Die Familie wird Vollzeit unterstützt von Christoph, gelernter Elektriker und zuständig für den Ackerbau und die Biogasanlage. Darüber hinaus übernimmt Mitarbeiterin Sandra mit einer dreiviertel Stelle alle täglichen Arbeiten im Abferkelbereich wie die Erstversorgung der Ferkel, das Impfen und die Fütterung im Sauenstall. Den Hof hat Benno Föcke, gelernter Landwirtschaftsmeister, mehr oder weniger aus dem Nichts aufgebaut und zusammen mit seinem Sohn Thorsten entwickelt er den Betrieb stetig weiter und stellt ihn für die Zukunft auf. Auf dem Hof haben die Föckes Platz für 400 Sauen, 2.400 Ferkel und 1.400 Mastschweine. Ihre Schweine halten sie gemäß der  Haltungsstufe 2 der Initiative Tierwohl. Ferkel und Mastschweine haben 20 % mehr Platz, als gesetzlich vorgeschrieben ist. Rund ein Drittel der Ferkel mästet die Familie selbst, die anderen Tiere verkaufen sie an Partnerbetriebe über die Erzeugergemeinschaft Hümmling. Wenn die Jungsauen auf den Betrieb kommen, dürfen sie sich sechs Wochen eingewöhnen. Sobald sie älter als 230 Tage alt sind, werden sie besamt. Die Geburt der Ferkel überwacht Thorsten Föcke genau, um bei Bedarf den Ferkeln oder der Sau helfen zu können. Die Ferkel müssen zeitnah säugen und anschließend unter der Rotlichtlampe ruhen, damit sie nicht auskühlen. Am dritten oder vierten Lebenstag werden die männlichen Ferkel mithilfe von Isofluran narkotisiert und anschließend kastriert.  Währenddessen zieht Thorsten Föcke auch die notwendigen Ohrmarken ein, um den Tieren Schmerzen zu ersparen.

Die Ferkel werden 23 bis 24 Tage gesäugt und anschließend abgesetzt. Zusätzlich verfüttern die Föckes ab dem dritten Tag Ferkelmilch und ab dem 10. Lebenstag auch Prestarter-Futter an die Ferkel. So werden alle Ferkel satt und sie gewöhnen sich langsam an feste Nahrung. Thorsten bietet den Schweinen Stroh, Holz, Jutesäcke und Sisalseile zur  Beschäftigung an. Auch sogenannte Faserati, gepresstes Stroh und Luzerne, können von den Schweinen zerkaut werden. Mit 24 Tagen werden die Ferkel in den Ferkelstall umgestallt. Hier leben 16 Ferkel zusammen in einer Bucht. Sie erhalten vier Mal täglich Futter. Später in der Mast werden die Schweine zweimal täglich gefüttert. Das Fleisch aller Tiere wird über die Böseler Goldschmaus Gruppe vermarktet.

Fakten zum Betrieb

49740 Haselünne, Niedersachsen

  • 400 Sauen
  • 2.400 Ferkel
  • 240 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • Photovoltaik, Biogasanlage und Windkraft
  • Besucherraum im Maststall

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« In Kanada ist die Wertschätzung für die Landwirte ganz anders als hier. In Deutschland vermisse ich diese Wertschätzung manchmal ein bisschen.»

Thorsten Föcke

Den Schweinemaststall haben die Föckes für 1,2 Mio. Euro nach den neuesten Vorgaben gebaut und 2020 eingeweiht. Das Klima im Stall ist durch neueste Technik wie eine Türganglüftung mit Lochblechtüren, eine Dachraumisolierung und moderne Heizungsrohre – sogenannte Twin-Rohre – optimal für die Tiere eingestellt. Eine Berieselungsanlage sorgt im Maststall im Sommer dafür, dass die Temperatur gesenkt und die Luft nicht zu trocken wird. Ein sogenannter Luftwäscher sorgt dafür, dass 95 % der Emissionen, also Staub, Geruch und Ammoniak, aus der Luft  gefiltert und nicht an die Umgebung abgegeben werden. Auch die Fenster sind dreifach verglast, um die Schweine im Sommer vor Sonne und Wärme und im Winter den Stall vor Auskühlung zu schützen. Einen neuen Wartestall bauen die Föckes gerade, um alle gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.

Die Föckes bewirtschaften 240 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Sie bauen ungefähr ein Drittel Getreide, vor allem Winterweizen und -roggen, und zwei Drittel (Silo-)Mais an. Der Mais wird für die Biogasanlage benötigt und zusammen mit der Schweinegülle verstromt. Rund 45 % des Substrats in der Biogasanlage ist Gülle und Mist. Die Abwärme, die in der Biogasanlage entsteht, wird verwendet, um die Schweineställe, eine benachbarte Hähnchenmast und zehn Wohnhäuser zu beheizen. Im Sommer wird zusätzlich eine Holztrocknungsanlage betrieben. Ein 600 m³ großer Wasserspeicher sorgt dafür, dass die Wärme über längere Zeit gespeichert werden kann. So ist der Betrieb wärmetechnisch autark. Zusammen mit der Windkraftanlage, die 1996 gebaut wurde, und der Photovoltaikanlage erzeugen die Föckes rund 2,35 Megawattstunden Strom im Jahr. Um ihre Tierhaltung so transparent wie möglich zu gestalten, haben die Föckes in den neuen Stall einen Besucherraum bauen lassen. Besucher*innen können über zwei große Fenster in den Maststall gucken und die Schweine beobachten. Große EinSichten in die Tierhaltung-Plakate, EinSichten-Flyer und ein Fernseher, auf dem Thorsten einen 6-minütigen Film über den Hof zeigt, runden den Hofbesuch ab. Thorsten nimmt sich gern die Zeit für Betriebsbesuche, weil es ihm wichtig ist zu zeigen, was sie auf dem Hof tun. Bereits Kindergruppen, Politiker*innen und Berufskolleg*innen waren zu Besuch. In Zukunft möchte Thorsten Föcke die Öffentlichkeitsarbeit weiter ausbauen und einmal im Monat  Interessierte auf den Hof einladen, um ihnen die Tierhaltung zu zeigen.


«Wir haben schon immer Betriebszweiganalysen gemacht - so behalten wir den Überblick über die Kosten. Rechnen ist wichtig, besonders für uns Landwirte.»

Thorsten Föcke


Fotos © Timo Jaworr/ i.m.a e.V.