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EinSichten in die Tierhaltung

EinSichten in die Tierhaltung

Agrargenossenschaft Kauern - Moderne Technik für gesunde Kühe

Moderne Technik für gesunde Kühe

„Ich habe meine Berufswahl nie bereut – die Arbeit mit den Tieren  entspannt mich.“ Uwe Schmidt

Fotograf: Timo Jaworr

«Als Landwirte haben wir eigentlich die Endkunden verloren. Den Landwirt sehen die Menschen nur, wenn er auf dem Feld düngt und es stinkt. Wir müssen wieder dahin zurück, dass Landwirte nicht austauschbar sind.»

Klaus-Jürgen Plötner

Die Agrargenossenschaft Kauern liegt im thüringischen Landkreis Greiz in der Nähe von Gera. Die eingetragene Genossenschaft hält Milchkühe und Legehennen, betreibt Ackerbau und eine Biogasanlage sowie ein KuhCafè und einen Hofladen.

Der Betrieb wird seit 2008 von Klaus-Jürgen Plötner geführt, bewirtschaftet 2.387 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und baut mehr als 14 Kulturen an. 278 Hektar sind Grünland, auf welchem Anwelksilage und Heu für die Milchkühe produziert wird. Blühstreifen, verschiedene Getreidearten wie Weizen und (Brau-)Gerste, Mais, Raps, Soja, Erbsen und Ackerbohnen, Zuckerrüben und Futterrüben bauen die  Mitarbeiter*innen an. Auch 3 ha Erdbeeren werden angebaut zur Selbstpflücke. Die Felder sind vor allem für Familien ein beliebtes Ausflugsziel. Außerdem betreibt die Agrargenossenschaft die Grasvermehrung. Hierbei erhalten sie den Samen von dem Züchter und bauen das Ackergras an, um Samen zu gewinnen. Anschließend werden die Grassamen geerntet und getrocknet und dann an andere Landwirt*innen zur Aussaat verkauft. Dafür verfügt der Betrieb auch über eine Trocknungsanlage, in der u.a. auch Kamille und Getreide getrocknet wird.


Der moderne Laufstall, in dem die Milchkühe untergebracht sind, wurde neu gebaut und 2017 fertiggestellt. Hier leben 280 Milchkühe unter der Aufsicht von Uwe Schmidt. Er ist Betriebsleiter des Zweigs  Milchviehhaltung. Uwe Schmidt hat eine Ausbildung als Zootechniker abgeschlossen, anschließend Agrarwissenschaften studiert und den Master 2007 in Bernburg abgeschlossen. Seit 2016 ist er für die Agrargenossenschaft Kauern tätig. Von seinem Büro im Milchviehstall hat er einen optimalen Überblick über die Milchkühe sowie die Abkalbe-und Krankenbuchten. Der Stall ist weitestgehend automatisiert und die Arbeit wird durch Roboter erleichtert. So verfügt die Agrargenossenschaft Kauern über vier Melkroboter, zwei Spaltenschieberroboter und einen Roboter, der das Futter ranschiebt. Auch eine automatische Einstreuanlage gehört zur technisierten und automatisierten Ausstattung des Stalls. Der Vorteil der automatisierten Technik ist, dass die Mitarbeiter*innen flexibler in ihrem Arbeitsalltag sind. Außerdem ist der Stall modern und an die Bedürfnisse der Tiere angepasst, sodass auch viele Lehrlinge auf dem Betrieb ihre Ausbildung machen möchten. Jedes Jahr bilden Herr Plötner und sein Team vier Azubis und weitere duale Student*innen in mehreren Bereichen aus. Der Stall verfügt auch über eine automatische Einstreuanlage. Über Rohre wird fein gehäckseltes Stroh mithilfe einer rotierenden Spirale verteilt. Das Stroh fällt in den Liegeboxen am Kopf der Tiere herab. So können die Kühe selbst oder die Mitarbeiter*innen bei Bedarf das frische Stroh in der Liegebox verteilen. Die Liegeboxen sind als Sandbettwaben gestaltet, damit die Kühe viel und gern liegen. Sie bestehen aus einer zehn Zentimeter hohen Sandschicht mit Waben und fein gehäckseltem Stroh. So ist die  Liegefläche immer trocken und weich. Das Stroh wird vorher entstaubt und mithilfe einer Hammermühle gehäckselt. Verschmutztes Stroh entfernen die Mitarbeiter*innen aus der Box einmal täglich.

Ungefähr 80 % des Milchviehfutters stellt der Betrieb selbst her, Rapsschrot wird beispielsweise zugekauft. Die Kühe erhalten eine Totalmischration, die den Grundbedarf der Kühe deckt. Im Melkroboter erhalten sie dann ihrer Leistung entsprechend das Kraftfutter, welches Uwe Schmidt jedem Tier individuell zuteilt. Dank der Roboter müssen die Kühe nicht umgestellt werden und bleiben in stabilen Gruppen  zusammen. Das reduziert Stress und Rangkämpfe in der Herde. Die Milchleistungen der Kühe sind auf dem Hof sehr hoch, da die Tiere entsprechend ihres genetischen Potenzials ausgefüttert werden. In einer Laktation geben die Kühe im Schnitt 12.200 l Milch.

Fakten zum Betrieb

07554 Kauern, Thüringen

  • 280 Milchkühe
  • 2.387 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • 40 Mitarbeiter*innen
  • Ackerbau, Legehennen & Biogas
  • Direktvermarktung über Hofladen
  • EinSichten im KuhCafè

www.agrar-kauern.de

«Die Leute schauen sehr genau hin. Das ist gut, weil so die Tiere, aber auch wir als Mitarbeiter jederzeit überwacht werden.»

Uwe Schmidt

Uwe Schmidt hat damals das Stallkonzepts mit ausgearbeitet und legt sehr viel Wert darauf, dass die Tiere sich wohl fühlen und gesund sind. Beispielsweise wurden die Fressfanggitter entfernt, was die Kühe angenehmer finden. Das Trinkwasser wird mithilfe der Abwärme des Milchtanks vorgewärmt und den Klauenschnitt führen die  Mitarbeiter*innen selbst durch. Jede Woche schneiden sie einigen Tiere nach Bedarf die Klauen, um Stress zu vermeiden, anstatt einen Herdenschnitt durchzuführen. Um die Gesundheit der Tiere zu überwachen, trägt jede Kuh einen Transponder um den Hals. So werden im Melkroboter die Daten zur Milchleistung gesammelt und die Kuh erhält die entsprechende Menge Kraftfutter, die sie benötigt. Außerdem erfasst der Transponder die Aktivität und das Wiederkauverhalten mithilfe eines Mikrofons. Wenn die Aktivität steigt und das Wiederkauen abnimmt, ist das beispielsweise ein Zeichen für die Brunst des Tieres. Die Kuh ist dann empfänglich und wird besamt. Nach rund 280 Tagen bekommen die Kühe ihr Kalb. Um immer alles im Blick zu haben, ist der Stall zusätzlich mit vielen Kameras ausgestattet. So können Uwe Schmidt und Klaus-Jürgen Plötner jederzeit in den Stall gucken – auch von zu Hause aus. Das ist besonders für die Geburtenüberwachung wichtig. Die Kälber werden nach der Geburt drei Wochen in Iglus gehalten und erhalten täglich bis zu 15 Liter Milchaustauscher. Nach 14 Tagen werden die männlichen Kälber zur Mast verkauft, die weiblichen Kälber bleiben als Nachzucht auf dem Hof und werden anschließend in Gruppen gehalten. Hier werden sie über einen Tränkeautomaten getränkt. Nach 70 bis 80 Tagen werden die Kälber abgesetzt. Der Aufzuchtstall, in den die Kälber ab dem 3. Monat  umgestallt werden, ist genauso gestaltet wie der Milchviehstall, sodass sich die Jungtiere von Anfang an an den zukünftigen Stall gewöhnen können.

Abgesehen von den Kühen hält der Betrieb auch Legehennen in Bodenhaltung. In zwei Ställen leben jeweils 9.000 Hennen, sodass der Betrieb täglich rund 15.000 Eier vermarktet. Ein Viertel der Eier vermarktet der Betrieb über den eigenen Hofladen. Die anderen Eier werden an Edeka und Rewe sowie an Fleischereien und Bäckereien aus der Region zur Weiterverarbeitung verkauft. Im Hofladen können Kund*innen die eigenen Produkte kaufen, aber auch die anderer Landwirt*innen und Jäger*innen aus der Region.

Das KuhCafè befindet sich über dem Hofladen und direkt neben dem Milchviehstall. Hier können sich Besucher*innen Köstlichkeiten wie Kaffee und Kuchen schmecken lassen und gleichzeitig durch sechs große Fenster in den Kuhstall blicken. Außerdem kann man die Storchen-Cam live über einen großen Fernseher verfolgen. Der Horst mit den kleinen Storchenküken, der sich auf dem 9 ha großen Betriebsgelände befindet, kann jederzeit, auch online über die Website des Hofes, verfolgt werden.

Das Cafè sowie mehrere Einfamilienhäuser, die auf dem Betriebsgelände ansässige Kfz-Werkstatt und eine Fleischerei werden über die Abwärme der Biogasanlage beheizt. Zusätzlich erzeugt die Anlage 525 kW Strom. Klaus-Jürgen Plötner ist es wichtig, dass der landwirtschaftliche Kreislauf gut funktioniert. So wird die Gülle der Kühe in der Biogasanlage verstromt und die Gärreste anschließend als Dünger auf den Äckern ausgebracht. Die Mitarbeiter*innen ernten dann die Produkte wie Feldfrüchte und Futterpflanzen, die der menschlichen Ernährung oder den Tieren als Futter dienen. Die Kuh wiederum scheidet die Gülle aus, die in der Biogasanlage genutzt wird.


«In der Kälberschule wird festgelegt, was das für Milchkühe werden. Das ist eine wichtige Phase der Haltung – der Grundstein.»

Uwe Schmidt


Fotos © Timo Jaworr/ i.m.a e.V.