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EinSichten in die Tierhaltung

EinSichten in die Tierhaltung

Hof Meyer - klassischer Gemischtbetrieb mit frischen Ideen

klassischer Gemischtbetrieb mit frischen Ideen

Thale und Hinrich Meyer mit ihren zwei Jagdhunden Sam (12 Jahre) und Eddy (5 Monate).

Fotograf: Timo Jaworr

« Als Landwirt habe ich andere Verpflichtungen und dafür andere Freiräume – wir haben Platz, das ist für mich ein großer Luxus.“»

Hinrich Meyer

Vor den Toren Oldenburgs liegt in der Gemeinde Hatten der familiengeführte Hof Meyer. Die Familie betreibt einen klassischen Gemischtbetrieb, den es heute in dieser Form eher selten gibt. Sie betreiben Ackerbau und halten Milchkühe, mästen Bullen und ziehen Jungsauen auf.

Bis ins Jahr 1723 ist die Geschichte des Hofes zurückzuverfolgen. Früher handelte es sich bei der heutigen Hofstelle um ein Gut, welches während der Kriege zwei Brände er- und überlebte. 1979 wurde der Hof von Hinrichs Eltern Maren und Diedrich übernommen. Seit 2016 leitet Hinrich Meyer den Hof. Der Hof der Familie Meyer ist sehr breit aufgestellt.  Neben dem Milchviehbetrieb mit rund 60 melkenden Kühen werden die eigenen sowie rund 50 zugekaufte Bullenkälber der Rasse Fleckvieh für knapp zwei Jahre gemästet. Wenn sie geschlachtet werden, haben sie rund 750 kg Lebendgewicht. Außerdem verfügt der Hof über einen Schweinestall, in dem rund 1.400–1.600 Jungsauen gehalten und aufgezogen werden, bis sie die Geschlechtsreife erreichen und als  Zuchtsauen an Ferkelerzeuger in der Region verkauft werden. Die große Biogasanlage mit 500 kW und der Ackerbau mit rund 170 ha runden das Hofkonzept ab. Die rund 60 Kühe der Familie leben in einem Laufstall.  Zehn Kühe gehören der Rasse Fleckvieh an, 50 von ihnen sind  Schwarzbunte Holsteiner. Nach und nach möchte Hinrich die Herde auf die Zweinutzungsrasse Fleckvieh umstellen, da diese robuster (und  kleiner) sind. Außerdem können deren Kälber besser gemästet werden.  Die laktierenden Kühe werden von einem Melkroboter gemolken. Jeden zweiten Tag kommt der Milchwagen und holt die frische Milch ab. Das Grundfutter für die Kühe, Mais- und Grassilage, bauen Meyers auf ihren Flächen an. Das Kraftfutter wird zugekauft. Neben Mais und Gras werden Weizen, Hafer, Triticale und Gerste angebaut. Ungefähr 5.000 t Maissilage stellen sie pro Jahr her, um damit die Tiere und die Biogasanlage zu versorgen, die Strom für rund 500 Haushalte liefert. Aber auch Grünland- und Blühflächen werden bewirtschaftet.

Fakten zum Betrieb

26209 Hatten, Niedersachsen

  • 60 Milchkühe
  • 1.400 Jungsauen
  • Bullenmast
  • Photovoltaik & Biogasanlage
  • Lernort Bauernhof
  • Festival auf dem Hofgelände
  • Ferienwohnung & Bauwagen

www.wiemerslande.de

« Bei Betriebsbesuchen mache ich eine Sache mit allen Altersgruppen – und zwar das Erleben des Hofes mit allen Sinnen. Egal, ob Futter riechen, sich von Kälbern abschlecken lassen oder zu spüren, wie warm die Milch ist, wenn sie aus der Kuh kommt. Das begeistert alle.»

Thale Meyer

2012 hat Familie Meyer den Stall mit einem Melkroboter ausgestattet, um zeitlich flexibler zu sein. Die Kälber der Familie werden ebenfalls seit 20 Jahren über einen Tränkeautomaten versorgt. In kleinen Gruppen wächst die Nachzucht auf. Nach rund anderthalb Jahren werden die weiblichen Tiere vom Deckbullen gedeckt und bleiben als Milchkühe auf dem Hof. Die Bullen werden bis zu einem Alter von zwei Jahren gemästet und dann über eine Genossenschaft verkauft.

Thale Meyer arbeitet sehr engagiert 30 Stunden pro Woche beim  Kreislandvolkverband Oldenburg e. V. im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Nach ihrer Arbeit dort packt sie bei Bedarf auf dem Hof mit an. Thale ist auch für das Angebot „Lernort Bauernhof“ verantwortlich und führt Betriebsbesichtigungen für interessierte Gruppen durch. Regelmäßig kommen Lehramtsstudierende auf den Hof und lernen praxisorientiert das außerschulische Lernen kennen.

Für die angehenden Lehrkräfte hat sie auf dem Hof einen Corona- konformen Lehrpfad angelegt, bei dem sich die Lehrkräfte über  verschiedene Getreidearten informieren und mit wertvollen Unterrichtsmaterialien zum Thema Landwirtschaft und Tierhaltung versorgen können.

Hinrichs Vater Diedrich arbeitet im Ackerbau, während Hinrichs Mutter Maren täglich für die Belegschaft kocht. Zum Mittag und um 16:00 Uhr kommen die Familie und die Angestellten zusammen, um wichtige  Absprachen zu treffen und um zu verschnaufen. Dann tauschen sie sich über den Hofalltag aus. Auch die Praktikant*innen oder die Auszubildenden sind immer dabei.

Alle zwei Jahre findet auf einer der Ackerflächen von Hinrich und Thale das Festival „TabulaRaaza“ statt. Hier feiern an drei Tagen im August rund 20.000 Menschen pro Tag. 2021  musste das Festival Corona-bedingt ausfallen. Materialien, wie die Gegengewichte der Bühne, lagern trotzdem auf dem Hof und auch den Acker hatte Hinrich für dieses Jahr bereits vorbereitet, in der Hoffnung, dass das Festival doch hätte stattfinden können.

2020 haben Thale und Hinrich einen Bauwagen ausgebaut, den sie liebevoll „Schorschi“ nennen. In ihm können Gäste über eine  Buchungswebsite eine Auszeit vom Alltag buchen und im Bauwagen  direkt am Feldrand übernachten. Sowohl Hinrich als auch Thale genießen das Leben auf dem Hof mit dem entsprechenden Freiraum, denn es bietet viele Möglichkeiten. Gleichzeitig fällt immer viel Arbeit an, wenn man so viele Tiere hält und versorgen muss. Ein Urlaub ist dennoch möglich – nur eben im Januar oder Februar außerhalb der Erntesaison und Feldarbeiten. Dann sind Hinrich und Thale froh, dass die Altenteiler Maren und Diedrich den Hof beaufsichtigen.



Fotos © i.m.a e.V.