Klimaschutz – ab heute machen wir mit!
Das Heft „Klimaschutz – ab heute machen wir mit!“ ist 2017 erstmalig im AOL-Verlag erschienen. Die Arbeitsmaterialien, die für die Klassen 5 bis 7 geeignet sind, können im Rahmen eines Wochenplans, eines Tagesplans oder einer Projektwoche zum Thema Klimaschutz umgesetzt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Materialien im täglichen Unterricht, im Nachmittagsangebot der Ganztagsbildung oder in informellen Settings einzusetzen. Das Thema „Landwirtschaft“ wird besonders im Kapitel 2 „Was können wir tun?“ des Heftes angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Im Rahmen der Bearbeitung der Arbeitsmaterialien erhalten die Schülerinnen und Schüler[1] die Möglichkeit, zahlreiche Kompetenzen zu erwerben, die auf die unterschiedlichen Lehrpläne abgestimmt sind. So wird beispielsweise im Bayerischen Lehrplan für das Fach Politik/Geschichte/Geographie der Mittelschule gefordert, dass die Schüler den verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit ihrer Umwelt im eigenen Lebensumfeld zeigen und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umwelt entwickeln. Dazu eignen sich besonders die Materialien des ersten Kapitels „Warum müssen wir das Klima schützen?“. Darin werden theoretische Grundlagen gelegt, indem Begriffe wie Virtuelles Wasser, ökologischer Fußabdruck und Treibhauseffekt erläutert werden. Sie bilden die Basis für die weitere Auseinandersetzung mit den Themen zur Nachhaltigkeit, da sie dazu animieren, verschiedene Perspektiven auf die benannten Bereiche einzunehmen.
Neben diesen inhaltlichen Kompetenzen werden auch methodische Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt. So entwickeln die Lernenden im dritten Kapitel „Jetzt geht´s los – Das Erstellen eine Broschüre“ einen eigenen Flyer. Sie bilden Arbeitsgruppen mit unterschiedlichem Fokus: Fotografieren, Texte schreiben oder Präsentationen erstellen. Auf diese Weise werden die Schüler individuell gefördert. Auch im fünften Kapitel, in dem sie die vorgesehene Projektwoche reflektieren und ihre fertigen Ergebnisse präsentieren sollen, können sie neue Kompetenzen erwerben.
Analyse
Aufbau des Heftes
Das Lehrwerk bietet in einer vorkonzeptionierten Form für eine Projektwoche Arbeitsmaterialien an, die nach Tagen gegliedert werden. So beginnt es einleitend mit einem Inhaltsverzeichnis und einer Einführung. Darin werden die Notwenigkeit und die Ziele eines solchen Klimaschutzprojektes dargelegt. Hinzu kommen einige Vorüberlegungen sowie eine grobe Skizzierung eines möglichen Ablaufes. Außerdem ist ein Wochenplan abgedruckt, auf dem die einzelnen Arbeitsmaterialien den Themen der jeweiligen Tage zugeordnet werden. In der Vorbereitung auf jeden Tag werden einige organisatorische Hinweise zur Umsetzung gegeben. Es folgen die Arbeitsmaterialien zu den einzelnen Projekttagen. Sie sind so aufgebaut, dass vorweg kurze Informationen zur didaktisch-methodischen Gestaltung z.B. zum Inhalt, Zusatzmaterial, Dauer, Sozialformen und Ort gegeben werden. Daran schließen sich die Kopiervorlagen an. Dort finden sich Texte, Bilder, Grafiken, Diagramme und Aufgaben, die unterschiedlich miteinander kombiniert werden.
Am Ende des Heftes findet sich eine Teilnahme-Urkunde, die für alle Schüler am Ende ausgedruckt werden kann. Weiterhin werden Anregungen zur Weiterarbeit sowie Hinweise zum Nachschlagen gegeben. Alle Materialien sind zusätzlich auf einer CD-ROM verfügbar und können digital eingelesen werden.
Reflexion
Im Vorfeld der Reflexion ist zu sagen, dass die Autorin mit diesem Heft ein sehr aktuelles und brisantes Thema behandelt. Gerade für die Schüler ist dies von großer Bedeutung und daher sinnvoll und notwendig, diese Sachverhalte auch im Unterricht anzusprechen. In der Analyse ist bereits deutlich geworden, dass die Materialien für eine Projektwoche konzipiert worden sind. Das Lehrwerk greift diese „Tagesstruktur“ auf und gibt der Lehrkraft hilfreiche didaktisch-methodische Anregungen. Es sollte darauf geachtet werden, dass eine angemessene fachliche Einbettung der Sachverhalte stattfindet. Im kollegialen Gespräch, das thematischen Projektwochen zugrunde gelegt wird, sollten die jeweiligen inhaltlichen Zuständigkeitsbereiche (z.B. Biologie, Geographie, Politik) abgesteckt werden. Denn nur so kann ein nachhaltiger Kompetenzaufbau eingerahmt und geplant werden. Diese fachlich begründete Vorarbeit und Strukturierung lässt dieses Heft vermissen. Bereits in der Einführung wird dies anhand der Formulierungen deutlich, die eher allgemein bleiben, wenig inhalts- und sachbezogen und überwiegend von pauschalisierten Aussagen durchzogen sind (z. B. „Schüler fahren sowieso Fahrrad, weil sie noch nicht Auto fahren dürfen“). Darüber hinaus ist zu sagen, dass die entsprechenden fachlichen Grundlagen für die Auseinandersetzung in der Klassenstufe 5-7 nicht gelegt sind, wie die Hinweise im Vorwort bereits richtig darstellen. Stattdessen wird auf der Basis von Alltagswissen in die Thematik eingestiegen, was nur bedingt lehrplan- und kompetenzorientiert ist.
Im ersten Kapitel „Tag 1: Warum müssen wir das Klima schützen?“ werden zunächst umfassende methodische Hinweise zur Durchführung gegeben. Darauf folgen die Arbeitsmaterialien, die mit einem Informationstext zum Treibhauseffekt beginnen. Der Text arbeitet mit schwierigen Begriffen und Formeln, die für die Schüler eher unverständlich sind. Wichtig wäre es an dieser Stelle, grundlegende Fachbegriffe wie „Grundwasser“, „Pol“ oder „fossile Energieträger“ zunächst separat voneinander zu erläutern und darauf aufbauend die theoretischen Konstrukte miteinander zu vernetzen. Wie bereits dargelegt wurde, ist eine fachliche Einbettung in das Fach Biologie oder Erdkunde unabdingbar. Zudem ist der Text sehr lang und das Bild nur wenig aussagekräftig. Schaubilder oder schematische Darstellungen wären wünschenswert, um den Kompetenzerwerb zu unterstützen. Gleiches gilt für die anderen Arbeitsmaterialien. Hinzu kommt das wenig motivierende und monotone Layout der Seiten. Sehr wertvoll sind die Lösungen am Ende der Kapitel, denn sie geben sowohl den Lehrkräften als auch den Schülern Rückmeldungen über das Gelernte.
Das zweite Kapitel „Tag 2: Was können wir tun?“ thematisiert Ressourcen und Rohstoffe. Es beginnt erneut mit interessanten und hilfreichen didaktisch-methodischen Hinweisen. Jedoch zeigt sich bei den Materialien ein ähnliches Bild: Die Texte sind sehr lang, auf einem hohen sprachlichen Niveau und wenig schülermotivierend gestaltet. Das Lehrwerk betrachtet im Weiteren die Rohstoffe aus Bergbau und Landwirtschaft, deren Abbau und Nutzung für den Klimawandel von besonderer Bedeutung ist. Da in diesem Zusammenhang die Darstellung der Landwirtschaft besonders im Fokus stehen soll, wird im Weiteren dieser Schwerpunkt gesetzt. Die Ausführungen des Lehrwerkes auf dem Material „Was hat die Tierhaltung mit dem Klimawandel zu tun?“ beziehen sich primär auf den wissenschaftlich umstrittenen „Living Planet Report 2016“, dessen viel zu hoch angesetzte Daten beispielsweise in den Berichten der FAO in der Kritik stehen. Auch in diesen Texten ist der Ausdruck sehr pauschal, durch die Verwendung von plakativen Begriffen wie „Massentierhaltung“, „Qualen“ oder „Tod“ sehr negativ. Die getätigten Aussagen sind in Teilen inhaltlich falsch und werden in keinen fachlichen Zusammenhang eingebettet. Das Material dient nicht der Informationsgewinnung sondern zielt auf die Meinungsbildung von Schülern. Dieses ist jedoch problematisch, da die Schüler die notwendigen Grundkenntnisse in der Klassenstufe 5-7 nicht mitbringen. Wünschenswert wäre eine fachlich fundierte und sachlich geschilderte Darlegung der Probleme, die ohne verkürzte Darstellungen und Vorverurteilungen auskommt. Denn nur auf diese Weise kann eine eigene und reflektierte Meinung ausgebildet werden.
Kapitel drei „Tag 3: Jetzt geht’s los – Das Erstellen einer Broschüre“ gibt Anregungen zur Gruppenarbeit für die Gestaltung eines gemeinsamen Handlungsprodukts. Die Einteilung erfolgt nach verschiedenen Gesichtspunkten: Präsentation, Redaktion, Schreiben, Fotografieren usw. Die Tipps sind für die Gruppen sehr nützlich, könnten jedoch kürzer und prägnanter formuliert sein. Im vierten Kapitel „Tag 4: Mein Vertrag mit der Umwelt“ wird neben der Weiterarbeit an der Broschüre der eigene ökologische Fußabdruck berechnet sowie ein Brief der Erde an den Menschen und ein Umweltvertrag verfasst. Auch hier ist die Gestaltung der Texte nicht altersadäquat, denn es werden für die Schüler sehr schwierige Begriffe verwendet. Das fünfte Kapitel „Tag 5: Präsentation und Reflexion“ regt die Schüler noch einmal zum Nachdenken über das Gelernte an und sieht die Präsentation der Ergebnisse vor.
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass sich das Lehrwerk trotz der großen gesellschaftlichen Bedeutung und dem hohen Schülerinteresse nur bedingt für den unterrichtlichen Einsatz eignet. Dies liegt zum einen darin begründet, dass komplexe Zusammenhänge dargestellt werden, die für die Lernenden erst in der Klassenstufe 9/10 curricular vorgesehen sind. Es wäre daher angemessen, diese Klassen als Zielgruppe anzuvisieren. Zum anderen wäre es wünschenswert, die Schüler zu motivieren, sich selbst mehr mit der Thematik auseinanderzusetzen, beispielsweise durch eigene Recherchen und Diskussionen. Auch das Bilden von Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themenbereichen aus dem eigenen Lebensumfeld, zum Beispiel zum Schulessen oder zur Kleidung wäre sinnvoll. Ein weiterer Aspekt ist die Gestaltung der Materialien. Sie sind aus unserer Sicht nicht schülergerecht und motivationsfördernd für die Zielgruppe gestaltet.
[1] Im Folgenden wird zur besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum angewandt.
Details Eintrag
- Alle