Jo-Jo. Sachunterricht 2
Das Schulbuch „Jo-Jo. Sachunterricht 2“ ist 2012 erstmalig im Cornelsen-Verlag erschienen. Es eignet sich für den schulischen Unterricht im Fach Sachunterricht für die Klasse 2 in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen. Neben dem vorliegenden Schüler:innenbuch sind zusätzlich ein Arbeitsheft sowie Lehrkräftehandreichungen mit Kopiervorlagen erhältlich. Ein digitaler Unterrichtsassistent kann nicht erworben werden. Das Thema Landwirtschaft wird im Schwerpunkt in Kapitel „Natur entdecken: Pflanzen“ betrachtet, das die Kartoffel als Nutzpflanze in den Blick nimmt.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Bearbeitung des Schulbuches haben die Schüler:innen die Möglichkeit, vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben, die von den Lehrplänen gefordert werden. So findet sich im Lehrplan des Bundeslandes Bremen für das Fach Sachunterricht, der 2007 erschienen ist, im Lernfeld Natur unter anderem die Kompetenz, dass die Lernenden den Namen, Aufbau und die jahreszeitlichen Veränderungen ausgewählter Pflanzenarten in der Umgebung beschreiben können. Diese Forderung setzt das Lehrwerk auf den Seiten zur Kartoffel um. Hierin wird das Wachstum der Kartoffelpflanze in einem Schaubild dargestellt. Darüber hinaus lernen sie den verantwortungsvollen Umgang mit der Pflanze kennen, in dem sie dafür sensibilisiert werden, die oberirdischen Bestandteile nicht zu konsumieren. Es werden die verschiedenen Sorten der Kartoffel, von den Formengestalten der Süßkartoffel und dem Bamberger Hörnchen unterschieden sowie die unterschiedlichen Kocheigenschaften wie mehlig kochend und festkochend betrachtet. Weiterhin erfahren sie von den Erntezeiten der Knollen. Zugleich wird verdeutlicht, welche Nährstoffe die Kartoffel enthält und in welchen Organen unser Körper diese nutzt. Einen weiteren wesentlichen Aspekt macht die Pflege der Frucht aus, wobei deren Schädlinge thematisiert werden. Schwerpunktartig wird auf dieser Seite auf Kartoffelkäfer, Krautfäule und Lagerungsfehler eingegangen.
Neben den fachlichen Kompetenzen macht es sich das Buch zur Aufgabe, auch handlungsorientierte Zugänge zu den Themen zu fördern. Diese finden sich immer am Ende der Kapitel („Mach mit!“). Dabei werden Ideen wie die Gestaltung eines Kartoffelkochbuches über die Ausstellung verschiedener Sorten hin zur Zucht einer Kartoffel in einem Eimer oder die Anfertigung eines Kartoffeldrucks aufgegriffen.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Schulbuch kommt in einem Heftformat daher. Es besitzt eine DIN A4-Größe und verfügt über einen soften, geleimten Einband. Im inneren Einband vorne befinden sich die Zeichenerklärungen, hinten sind die Bildnachweise zu finden. Darauf folgt die Titelseite, auf der die Autor:innen genannt werden. Daran schließt sich das Inhaltsverzeichnis an. Die Kapitel sind nicht nummeriert, insgesamt sind es 15 Oberkapitel, die zum Teil weiter untergliedert werden. Leitend ist dabei der Ablauf der Jahreszeiten, beginnend mit dem Herbst. Die Farben der Kapitel variieren und besitzen kein festes Schema oder eine feste Zuordnung, bspw. zu den Kompetenzbereichen. Die Kapitel weisen einen unterschiedlichen Umfang auf. Die Einstiege in die Kapitel erfolgen durch sogenannte Auftaktseiten, die doppelseitig bearbeitet werden. Die übrigen Seiten sind unterschiedlich aufgebaut und können einseitig oder doppelseitig konzipiert sein. Auf den Seiten sind die Medien miteinander kombiniert. Es finden sich Texte, Fotos, Zeichnungen oder Tabellen darauf. Am Ende der Seiten sind meist die Aufgaben gedruckt, die ebenfalls farblich unterschiedlich hinterlegt sind. Am Ende der Kapitel sind die „Mach-Mit“-Seiten zu finden, die handlungsorientiertes Lernen, z.B. in Form von Experimenten oder musisch-künstlerischen Interventionen verfolgen.
Reflexion
Wie in der Analyse der Seiten bereits deutlich geworden ist, sind diese abwechslungsreich und zielgruppengerecht gestaltet. Eine Orientierung im Lehrwerk über die gewählte Farbgebung ist jedoch schwierig. Es wird nicht deutlich, welche Bedeutung die Farben der Kapitel besitzen. Auch die Aufgaben besitzen eine spezielle Farbgebung. Hierbei ist über die Ausweisung des entsprechenden Kompetenzbereiches besser nachvollziehbar, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert werden sollen. Dennoch könnten sie barriereärmer gestaltet werden, d.h. zum Beispiel mit Symbolen oder Schraffierungen gearbeitet werden. Lernende mit eingeschränktem Sehvermögen oder Problemen bei der Farbzuordnung dürften hier auf Probleme stoßen. Die Texte sind kurz und weisen prägnante Formulierungen auf. Besonders positiv zu bewerten sind die gefetteten Begriffe, die von besonderer Bedeutung bei der Aneignung des Sachverhaltes sind. Auch die Arbeit mit Merkkästen ist lobenswert. Eine stärkere Orientierung an der einfachen Satzstruktur aus Subjekt-Prädikat-Objekt oder die Arbeit mit Überschriften könnte weitere Erleichterungen für die jungen Leser:innen bringen. Die Bilder besitzen mehrheitlich illustrierenden Charakter und unterstützen das Verständnis der Sachverhalte. Beachtet werden sollte jedoch, dass nicht zu viele Bilder eingefügt werden. Diese können leicht zu viel werden und die Kinder eher ablenken, statt zum Erkenntnisgewinn beizutragen. Bilder, wie der Ablauf der Jahreszeiten auf Seite 50, sind sehr gut, um die Tagesabläufe der einzelnen Tiere nachzuvollziehen. Dennoch kann eine zu detaillierte Zeichnung auch zur Ablenkung der Lernenden beitragen. Eine ausführliche Betrachtung sollte daher im Unterricht erfolgen. Zu den Aufgaben ist zu sagen, dass diese nur teilweise operationalisiert sind. Dies ist aufgrund der Klassenstufe, für die das Lehrwerk konzipiert wurde, angemessen. Die Lernenden sollten jedoch langsam und zunehmend an diese Aktionswörter herangeführt werden.
Die Doppelseiten zur Kartoffel steigen mit einem großformatigen Schaubild zum Wachstum der Pflanze ein. Auf sechs Bildern wird das Wachstum der Mutterknolle, die Keimung, das Aussprießen der Triebe und die Bildung des Krautes sowie der Blüten und Beerenfrüchte hin zum Welken der Pflanze und des Erntezeitraums sehr anschaulich dargestellt. Zugleich wird durch die Arbeit mit verschiedenen Farbgebungen die Reifezeit deutlich. Auf der Doppelseite findet sich eine Aufgabe, welche das Einpflanzen einer Mutterknolle in einen Eimer vorsieht. Über das Einpflanzen der Kartoffel wird auf der Seite allerdings nichts gesagt. Zudem werden keine Arbeitsutensilien ausgewiesen. Die Aufgabe ist für die Lernenden ohne Hilfestellung nicht lösbar. Deutlich sinnvoller wäre an dieser Stelle eine langfristig angelegte Erkundung eines Kartoffelbaubetriebes oder das Anpflanzen von Kartoffeln im Schulgarten, sodass in regelmäßigen Abständen darauf zurückgegriffen werden kann. Auch die Zubereitung der Knollen könnte in diesem Kontext gemeinsam erfolgen. Die nachfolgende Seite thematisiert die Herkunft der Kartoffel und ihre Bedeutung als Grundnahrungsmittel. Der Text ist gut gegliedert und gibt einen Überblick über die Entdeckung der Kartoffel in Südamerika und die Zucht als Zierpflanze in Europa bis hin zur Erkenntnis, dass ihre Knollen gekocht schmackhaft und nährreich sind. Farblich unterlegt ist die Bedeutung als Grundnahrungsmittel. Ob in einer globalisierten und hochtechnisierten Welt in den Industrieländern noch von Grundnahrungsmitteln gesprochen werden kann, darf hinterfragt werden. Die Bilder sind gut ausgewählt und unterstützen das Verständnis der Inhalte. Die anschließende Doppelseite greift das Thema der Schädlinge auf. Zu Kartoffelkäfer, Krautfäule und Lagerungsfehlern finden sich kurze Texte und Abbildungen. In diesem Zusammenhang wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kurz aufgegriffen. Die Bilder hierzu sind etwas klein. Ohne vorher den Unterschied zwischen der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft zu thematisieren, werden die Lernenden an dieser Stelle mit beiden Formen konfrontiert. Hier könnte eine ausführliche Betrachtung beider vorweggenommen werden, um mehr Klarheit für die Lernenden zu schaffen. Die letzte Seite zur Kartoffel gibt handlungsorientierte Aufgaben, zur Auseinandersetzung mit der Knolle. Neben der Gestaltung eines Kochbuches und einer Plakatausstellung, die nur eine indirekte Auseinandersetzung ermöglichen, wird an dieser Stelle genau aufgeführt, wie das Einpflanzen einer Kartoffel zu erfolgen hat. Diese Hinweise hätten auf Seite 83 besser Platz gefunden. Zum Kartoffeldruck ist zu sagen, dass die Wertschätzung der Kartoffel als Lebensmittel unbedingt vorher thematisiert werden muss.
Insgesamt kann das Lehrwerk mit seinen guten Texten und Abbildungen überzeugen, die zielgruppengerecht sind. Die Aufgaben sind jedoch optimierungsfähig. Insbesondere was die stärkere Implementation von Operatoren und die direkte Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand (hier: Kartoffel) betrifft. Kritisch zu bewerten ist der mangelnde Bezug zum außerschulischen Lernen, der sich bei diesem Thema sehr passend anbieten würde.
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