Handbuch - Kinder in der Permakultur
Das Buch „Handbuch – Kinder in der Permakultur. Grundlagen, Ideen und Projekte für eine ganzheitliche Bildung im Einklang mit der Natur“ ist in der englischsprachigen Erstauflage 2018 erschienen. Es liegt in deutscher Sprache vor und erschien 2023 im Haupt-Verlag. Geworben wird mit dem Ansatz, dass Kinder lernen, die Kreisläufe des Lebens zu erkennen, zu gestalten und zu erhalten. Kern des Werkes ist die Vorstellung des Ansatzes „Kinder in der Permakultur“ (nachfolgend KiP) sowie der Perspektiven einer lehrpraktischen Implementierung. Besonders geeignet erscheint es daher für Natur- und Bauernhofpädagog:innen, pädagogische Mitarbeitende oder Lehrkräfte, die sich in diesen Settings bewegen.
Permakultur ist eine ganzheitliche Lebensweise, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte miteinander verbindet, um eine nachhaltige und regenerative Zukunft zu schaffen. Dabei geht es darum, Ökosysteme zu entwerfen, die auf den Prinzipien von Nachhaltigkeit, Effizienz und Widerstandsfähigkeit basieren. Das Design von Permakultur-Systemen berücksichtigt die Bedürfnisse von Pflanzen, Tieren und Menschen (integratives Naturverständnis) gleichermaßen und strebt danach, ihre Bedürfnisse auf eine harmonische Weise zu erfüllen.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Umsetzung der im Handbuch dargestellten Bildungsangebote zur Permakultur können die Lernenden umfangreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten in dem Feld erwerben. Als Zielgruppe werden Lernende von 3 bis 12 Jahren angegeben. Dazu zählen sowohl die ethischen als auch gestalterischen Prinzipien der Permakultur, die durch die kindgerechten Reflexionsfragen in das Bildungssetting eingebracht werden können. Didaktische Grundlage für die Ausführungen bieten die Leitlinien der KiP-Pädagogik, die sich am ethischen Dreischritt aus „Sorge für die Erde“; „Sorge für die Menschen“ und „Gerechtes Teilen“ widerspiegeln. In Anlehnung dieser drei Prinzipien stellt das Handbuch heraus, dass die Permakultur viele Möglichkeiten für Kinder bietet, die Welt um sie herum zu entdecken und zu erkunden, während sie gleichzeitig lernen, wie sie auf nachhaltige Weise mit der Umwelt interagieren können. Ein erster zentraler Zugang ist das gemeinschaftliche Gärtnern, wobei die Kinder einen gemeinschaftlichen Garten oder Schrebergarten aufbauen und dabei lernen, wie man Pflanzen anbaut und pflegt. Dabei steht die Herstellung von Kompost im Vordergrund und wie damit Bodenverbesserungen vorgenommen werden können. Zudem spielt die Übernahme von Verantwortung eine große Rolle. Kinder können Verantwortung für bestimmte Aufgaben im Garten übernehmen, wie zum Beispiel das Gießen oder das Entfernen von Unkraut. Dadurch lernen sie, wie wichtig es ist, sich um die Umwelt zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen (z.B. S. 81 ff.). Auch der Anbau von Nahrungsmitteln ist ein Ziel der KiP. Kinder erlernen, wie man aus dem eigenen Garten oder von lokalen Produzenten frische, gesunde Lebensmittel anbaut und erntet. Dies kann dazu beitragen, ihre Ernährung zu verbessern und ihnen ein Verständnis für den Wert von gesunden Lebensmitteln zu vermitteln (z.B. S. 110 ff.).
Zugrunde liegen den im Handbuch vorgestellten Ansätzen die Prinzipien von Mollison und Holmgreen, die nicht im Widerspruch zueinanderstehen, sondern als komplementär verstanden werden und als eine Art Brille fungieren, durch die man ganzheitliche Bildungskonzepte mit dem Schwerpunkt Permakultur konzipiert.
Aufbau und Analyse des Handbuches
Das Handbuch „Kinder in Permakultur“ legt verschiedene Ideen und Aktivitäten dar, um Kinder in die Prinzipien der Permakultur einzuführen und sie für eine nachhaltige Lebensweise zu begeistern. Es kommt in einem Softcovereinband und im Taschenbuchformat daher. Unmittelbar nach dem Einband folgt die Einstiegsseite gefolgt vom Impressum und den Danksagungen. Daran schließt sich das Inhaltsverzeichnis an, in dem die acht Kapitel aufgeführt werden. Das erste Kapitel befasst sich mit der KiP-Pädagogik und beschreibt die fundamentalen Grundsätze der Permakultur, die Ganzheitlichkeit des Ansatzes sowie den natürlichen Ablauf der Natur, an dem sich orientiert wird. Im zweiten Kapitel werden die beiden Ideengeber des KiP-Ansatzes mit ihren Prinzipien vorgestellt. Dabei steht die Erläuterung der Ansätze im Mittelpunkt, weniger die Bewertung oder die Abwägung untereinander. Im Fortgang wird das KiP-Curriculum vorgestellt. In einem Schaubild, das sechs Schwerpunkte ausweist, steht die Einführung in Permakultur (I), Naturerleben (II), Design und Gestaltung (III), Nahrung anbauen (IV), Umweltkonstruktion und Ressourcennutzung (V) sowie soziale Permakultur (VI) als fixe Ankerpunkte. Darauf aufbauend werden im Kapitel vier Inspirationen für Aktivitäten gegeben, wobei die Schwerpunkte I bis IV besondere Berücksichtigung erfahren. Das folgende Kapitel stellt konkrete Sessionpläne bereit, die sich für den Einsatz in unterschiedlichen Lerngruppen eignen. Ferner werden die pädagogischen Richtlinien, die sich vor allem auf die ethischen Grundsätze der KiP beziehen, explizit dargelegt und aufgezeigt, wie sich diese in den skizzierten Lehr-Lern-Settings aufgreifen lassen. Die letzten beiden Kapitel geben Tipps für Veranstaltungen und Anregungen für den Gang nach draußen. Im Anhang finden sich Glossar, Literaturverzeichnis, Autor:innen- und Beitragendenangaben sowie Kontakthinweise.
Reflexion unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes in Bildungssettings
Wie bereits in der Darstellung des Aufbaus und der Analyse der Inhalte deutlich geworden ist, enthält das Handbuch wertvolle theoretische und praktische Hinweise für die Einführung und Umsatzes des Ansatzes der KiP-Pädagogik. Besonders hilfreich sind zum einen die theoretischen Ausführungen, welche die KiP-Pädagogik didaktisch begründet herleiten und mithilfe von Schaubildern anschauliche Darstellungsformen wählen, die ein schnelles Durchdringen der Sachverhalte ermöglichen. Ferner sind die lehrpraktischen Zugänge zu benennen, welche die eingangs gegebenen Aspekte mit einbringen und anschauliche sowie unterrichtspraktisch nützliche Inspirationen für Aktivitäten und mögliche Sessionpläne vorgeben. Im Weiteren soll nun das Hauptaugenmerk auf den Einsatz in Bildungssettings gelegt werden.
Im ersten Kapitel werden die grundlegenden Ansätze der KiP-Pädagogik nach den bereits genannten Prinzipien „Sorge für die Erde“, „Sorge für die Menschen“ und „Gerechtes Teilen“ vorgestellt. Ein anschauliches Schaubild, bei dem deutlich wird, dass diese Prinzipien eng ineinandergreifen und nicht unabhängig voneinander zu betrachten sind, belegt dies eindringlich. Jedes Prinzip wird erläutert und seine Bedeutung für Bildungssettings deutlich gemacht. Hervor stechen dabei die Fragen zum Reflektieren, die sich am Ende jedes Absatzes befinden. Sie richten sich zunächst an die Lehrkraft, die das KiP-Lernmodul in ihrem Unterricht anbieten möchte. Mit den Fragen kann es gelingen, dass die Lehrkraft das jeweilige Prinzip umfangreich durchdringt und so für sich einen individualisierten Zugang zum Thema entdeckt. Nutzt sie diese Erkenntnisse für den Unterricht, wird er authentisch, persönlich und trägt zu einem höheren Lernerfolg bei (vgl. Hattie 2017). Im Anschluss an den Fragenblock für die Leser:innenschaft finden sich Beispielfragen für die Thematisierung der Prinzipien mit Kindern. So werden Anregungen gegeben, dass auch die Lernenden einen individualisierten Zugang für sich finden. Nach demselben Schema wird auch das weitere Kapitel aufgebaut: Zunächst findet sich eine Erläuterung, z.B. zum Ansprechen der verschiedenen Sinne (Augen, Hände, Herz, etc.), darauf folgt dann die tiefere, persönliche Durchdringung der Thematik.
Das KiP-Curriculum, welches im dritten Kapitel umfangreich und ebenfalls in Form eines Schaubildes aufgegriffen wird, erfährt auch durch die vorangegangenen Kapitel eine umfangreiche theoretische Herleitung. Dies ist besonders lohnend für Lehrkräfte und pädagogisches Personal, die den Ansatz der Permakultur ganzheitlich in ihrer Bildungseinrichtung implementieren möchten. Vor allem für die Gestaltung von schulinternen Lehrplänen werden dazu umfangreiche Tipps gegeben, die auch in Kapitel sechs zu den pädagogischen Richtlinien weiter vertieft werden. Letztgenanntes Kapitel empfiehlt sich besonders für pädagogisches Erziehungspersonal in Kindertagesstätten oder im nachmittäglichen Ganztagsbereich.
Zentrales Herzstück des Handbuches sind die Seiten des vierten und fünften Kapitels, in denen Inspirationen für Aktivitäten und Beispiele für Sessionpläne gegeben werden. Übersichtlich und mithilfe der eingeführten Symbole werden diese dargestellt. Sie weisen neben den Inhalten auch aus, für welche Zielgruppen sich das jeweilige Angebot eignet. Es werden unterschiedliche Wege des Kompetenzerwerbs bedient, dabei sind u.a. kleine Experimente, freies Spiel und haptische Erfahrungen, kreative Zugänge oder konkrete Handlungsanweisungen für das Anlegen und Bestellen von Gartenflächen.
Das Buch liefert einen besonderen Beitrag zur Diskussion um eine transformative Bildung oder BNE, da es konkrete Vorschläge macht, wie die Wahrnehmung der Kinder für eine nachhaltige Entwicklung konkret entwickelt werden könnten. Denn die der KIP-Pädagogik zugrunde liegenden Prinzipien sind zugleich Nachhaltigkeitsprinzipien. Zudem wird der besondere Beitrag der Reflexion zur Veränderung von Verhalten und Wahrnehmung durch zahlreiche Vorschläge (Reflexionsfragen für Kinder) in den einzelnen Kapiteln beachtet. Neben Anregungen für die Etablierung eines ganzheitlichen Ansatzes von KiP in der Einrichtung werden Hinweise für kleine Einheiten im Rahmen festgelegter Strukturen gegeben. Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter:innen finden im Buch viele Anregungen, die von Reflexionsfragen, über konkrete Aktivitäten bis hin zu pädagogischen Prinzipien führen. Als besonders gelungen sind die übersichtlichen Tabellen zu bewerten, die die Inhalte und didaktisch-methodischen Impulse strukturieren. Das Handbuch wird seinem Ziel, verschiedene Ideen und Aktivitäten darzulegen, um Kinder in die Prinzipien der Permakultur einzuführen und sie für eine nachhaltige Lebensweise zu begeistern, vollumfänglich gerecht.Details Eintrag
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