"Als Landwirt sehe ich derzeit keine Probleme bei der Durchführung verschiedener Klimaziele"
Hannes-Friedrich Böse, Landwirt in Niedersachsen
Die Gesellschaft geht mit der Zeit und der Zukunft, warum sollte die Landwirtschaft stehen bleiben?! Wir bewegen uns von einer Nachkriegsgeneration zu einer Überflussgesellschaft. Freizeit- und Konsumstress prägen den Alltag der heutigen Gesellschaft. Alles Erschwingliche steht jederzeit zur Verfügung, ob Bananen aus Übersee oder Wildfleisch aus Neuseeland. Der Verbraucher kennt keine leeren Regale, keinen leeren Magen mehr, Toilettenpapier mal außen vor … Doch ist das der richtige Weg?
Derzeit wird rund ein Drittel der Lebensmittel für die Mülltonne produziert, eigentlich eine zu verachtende Zahl für jeden, der da mitmacht. Es beginnt beim Wegwerfen, anstatt zu reparieren. Der Apfel hat eine faule Stelle? Es wird zum neuen gegriffen. Das Salatblatt hat braune Stellen? Es wird aussortiert. Die Mango liegt im Regal und entspricht auf den ersten Blick nicht unserem Idealbild einer Mango? Dann bleibt sie liegen... Übrigens hat eine Mango eine der schlechtesten Co2-Bilanzen exotischer Früchte. Bis zum Konsum hat sie 170 Gramm Co2 erzeugt. Zwar liefert sie ein extravagantes Geschmackserlebnis, doch geht dies zu Lasten des Klimas. Bei einem Graubrot sind es rund 600 Gramm Co2, doch das Brot kann eine Familie zwei Tage lang ernähren; die Mango sorgt lediglich für den kurzen Geschmackskick und füllt den Magen marginal.
Nicht die Starken und nicht die Schlauen überleben, lediglich die Anpassungsfähigen – so schreibt es die Evolutionsgeschichte...
Ob Familienbetrieb oder Agrarindustrie, wir befinden uns nicht nur in einem Wandel, auch eine Entwicklung in viele Richtungen findet statt. Ist Deutschland nicht genau für seine Wandlungsfähigkeit bekannt und sollten wir deshalb mehr darüber nachdenken, uns anzupassen?
Die gesamte deutsche Wertschöpfungskette der Landwirtschaft arbeitet auf einem Höchstniveau, effizienter als Großteile der Nachbarländer. Sie produziert für den Verbraucher, für die Gesellschaft – egal ob bei Nacht oder am Tag … Nur warum treten immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen Landwirt und Verbraucher auf!?
Wir Landwirte können ohne effiziente Technologie nicht mehr produzieren. Auch wenn es den Anschein einer industriellen Produktion haben sollte, so steht größtenteils ein hocheffizientes Familienunternehmen tagtäglich dahinter.
Als Landwirt und Unternehmer sehe ich derzeit keine Probleme bei der Durchführung verschiedener Klimaziele oder der Verbesserung des Tierwohls, der Steigerung der Betriebsmitteleffizienz oder dem Erfüllen allgemeiner Verbraucherwünsche. Der Weg dahin ist jedoch steinig und holprig. Darum brauche ich als Inhaber eines Wirtschaftsunternehmens, zu dem auch ein landwirtschaftlicher Betrieb gehört, für meine langfristigen Entscheidungen eine entsprechende Planungssicherheit. Denn wir wissen, was wir tun. Landwirte verstehen ihr Handwerk, und das seit Generationen.