Themenhefte Erdkunde - Klimawandel
Das Arbeitsheft „Themenhefte Erdkunde – Klimawandel“ ist 2020 erstmals im Verlag an der Ruhr erschienen. Es eignet sich für den Einsatz in der Sekundarstufe I in Haupt-, Realschulen und Gymnasium sowie allen weiteren zugehörigen Schulformen. Eingebettet werden sollten die Inhalte in den Erdkundeunterricht der Klassen 7 bis 10, wobei auch Schnittstellen mit anderen Fächern wie Biologie oder Politik bestehen, sodass ein fachübergreifender Unterricht gut umsetzbar wäre. Darüber hinaus sind die vorliegenden Materialien für den Einsatz in Projektwochen oder Arbeitsgemeinschaften abseits des Regelunterrichts geeignet. Das Thema Landwirtschaft wird im Kapitel 3: Globale Erwärmung und Klimaschutz auf den Doppelseiten zum Einkaufen angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Bearbeitung des Arbeitsheftes haben die Lernenden die Möglichkeit vielfältige Kompetenzen zu erwerben, die von den curricularen Vorgaben der Bundesländer gefordert werden. Der Rahmenlehrplan von Berlin-Brandenburg weist für das Fach Geographie (den Gesellschaftswissenschaften zugeordnet) auf, dass der Klimawandel sowie über geeignete Maßnahmen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen von lokal bis global diskutiert werden sollte. Das vorliegende Heft setzt diese Forderungen auf den Seiten zu den Folgen des Klimawandels in der Arktis um. Zudem werden die Folgen der klimatischen Veränderungen auf das Wetter in Deutschland thematisiert. Dabei werden aktuelle Wetterszenarien aber auch zukünftige Prognosen betrachtet. Weiterhin wird vom Rahmenlehrplan gefordert, dass die Schülerinnen und Schüler[1]das Konfliktpotenzial, welches dem Thema innewohnt erkennen und Strategien der Konfliktlösung entwickeln. Hierzu bietet das Arbeitsheft Materialien an, die sich mit der Klimagerechtigkeit befassen und unterschiedliche Staaten der Erde wie Deutschland, China, die USA, Russland, Bangladesch und Katar in den Blick nehmen. Auch unterschiedliche Facetten des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit werden betrachtet. Darunter finden sich Beispiele aus allen Bereichen des Nachhaltigkeitsvierecks (Ökonomie, Ökologie, Soziales, Politik).
Aufbau und Analyse des Heftes
Das Arbeitsheft verfügt über einen gehefteten Einband und steigt ein mit einem Impressum und einem Inhaltsverzeichnis, in dem die drei zentralen Kapitel aufgeführt werden. Bevor es inhaltlich beginnt, werden im Vorwort und einer tabellarischen Übersicht didaktisch-methodische Hinweise zur Umsetzung der Materialien gegeben. Hier erfolgt die Formulierung der Lernziele für die einzelnen Stunden, die Ausweisung zusätzlich benötigter Materialien und Medien sowie andere Tipps, die die Bearbeitung der Seiten erleichtern. Auch ein Quellenverzeichnis, welches sich direkt auf die Tabelle bezieht, lässt sich finden. Thematisch geht es zunächst um die Ursachen der globalen Erwärmung und die grundlegenden Ansätze der Klimaforschung. Begriffe wie Klimawandel und Treibhauseffekt, die die Schüler für die Bearbeitung benötigen, und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Klimaveränderungen werden beleuchtet. Auch kritische Stimmen, die den Klimawandel leugnen, werden angesprochen. Das zweite Kapitel setzt sich spezifisch mit den Folgen der globalen Erwärmung auseinander. Hierbei spielt die regionale/nationale Maßstabsebene eine besondere Rolle, denn es werden einzelne Teilräume der Erde fokussiert. So wird der Anstieg des Meeresspiegels am Beispiel von Inselstaaten (Kiribati) und niedrig gelegenen Küstenländern (Bangladesch) dargestellt. Die Folgen für unterschiedliche Ökosysteme wie den Wald oder das Meer werden ebenfalls dargelegt. Besondere Berücksichtigung erfährt auch die Arktis, bei der sowohl auf die Eisbärpopulation als auch auf die Veränderungen des Meeresspiegels eingegangen wird. Darüber hinaus wird das Wetter in Deutschland genauer analysiert, insbesondere vergangene Extremwetterlagen aber auch zukünftige Szenarien kommen zur Sprache. Eine indirekte Folgeerscheinung des Klimawandels stellen auch Klimaflüchtlinge dar, deren Problematik ebenfalls angesprochen wird. Das dritte Kapitel steigt mit extremen Szenarien ein, die bislang nur filmisch inszeniert worden sind, sowie mit politischen Entscheidungen wie dem Kyoto-Protokoll oder aktuellen Entwicklungen wie der Fridays-For-Future-Bewegung. In diesem Zusammenhang werden auch Aspekte der Klimagerechtigkeit zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern betrachtet. Weiterhin stehen fossile und erneuerbare Energieträger, die Ökostromgewinnung, nachhaltige Mobilitätsprojekte sowie Einkaufsmöglichkeiten im Fokus. Abschließend werden der Emissionshandel und die Wiederaufforstung dargestellt. Das Heft schließt mit einem Lösungsteil, in dem die stichwortartigen Lösungen angegeben werden. Weitere Medientipps runden das Heft ab.
Reflexion
Die Betrachtung der Inhalte und die Analyse der Kapitel zeigen, dass sich das Arbeitsheft sehr gut an die curricularen Vorgaben anpasst, zentrale Inhalte anspricht und durch einen logischen Aufbau gekennzeichnet ist. Darüber hinaus ist es abwechslungsreich, schülerorientiert und formal einheitlich gestaltet. Erwähnenswert sind insbesondere die didaktisch-methodischen Anregungen, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Lehrkräfte aufzeigen.
Die Texte zeichnen sich durch eine gute Gliederung aus, die mithilfe von Zwischenüberschriften realisiert wird. Diese könnten jedoch noch stringenter durchgezogen werden, sodass Schüler mit Förderbedarf oder auch schwächere Leser besser unterstützt würden. Zentrale Aussagen und wichtige Begriffe werden fett gedruckt und heben sich so vom Rest des Textes ab. Auch Infokästen sind vorzufinden. Insgesamt wird in den Texten Wesentliches didaktisch reduziert und sachlich richtig wiedergegeben. Den Text ergänzende Bilder sind gut ausgewählt und passen zu den Inhalten der Texte. Einige Abbildungen erwecken jedoch den Eindruck, dass sie als Platzhalter dienen und keinen wesentlichen Beitrag zum Erkenntniserwerb der Schüler leisten. Diese lenken die Lernenden häufig ab und sollten zugunsten von Infografiken oder selbstständig zu erarbeitenden Materialien weggelassen werden. Auf einigen Seiten gibt es Tabellen und Grafiken, die die Lernenden beim Kompetenzerwerb unterstützen, wie beispielsweise bei der Erläuterung von Extremwetterlagen oder bei der Klimagerechtigkeit, wo der CO2-Ausstoß auf unterschiedliche wirtschaftliche Kennzahlen bezogen wird.
Didaktisch-methodisch bietet das Arbeitsheft eine ausgewogene und interessante Materialvielfalt an, die von dem traditionellen Arbeiten mit Texten und Diagrammen hin zu den kooperativen Lernformen des Mysterys und der Pro-und Kontra-Diskussion geht. Dennoch könnten die Seiten methodisch etwas abwechslungsreicher gestaltet werden. Denkbar wäre hier, dass die Methodik auch explizit in der Tabelle vorne ausgewiesen wird und weitere Umsetzungshilfen gegeben werden. Kritsch zu bewerten sind darüber hinaus die Aufgaben. Diese weisen selten eine Operationalisierung oder Differenzierung auf, obwohl in der Einstiegstabelle die Lernziele samt der Bezüge zu den Bildungsstandards gegeben werden. Ist eine Operationalisierung der Aufgaben vorhanden, so wird primär der Anforderungsbereich III bedient. Gerade bei diesen komplexen Themen ist es jedoch wichtig, auch die leistungsschwächeren Lernenden abzuholen und ihnen eine Möglichkeit zu geben, am Unterricht teilzuhaben. Sinnvoll wäre es hier, mit doppelt oder dreifach differenzierten Materialien zu arbeiten, damit auch ein Einsatz in leistungsheterogenen Klassen der Oberschule oder Gesamtschule sowie in unteren Klassenstufen realisierbar ist. Abschließend soll noch gesagt werden, dass das Lehrwerk keine Ordnungssysteme vorgibt. So ist es im letzten Kapitel zwingend notwendig, dass eine Struktur, wie das Nachhaltigkeitsviereck vorgegeben wird, damit die Schüler die Facetten des Klimawandels zuordnen und systemisch verstehen können.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Arbeitsheft sehr gut im Unterricht eingebunden werden kann, um den Lernenden die Probleme und Folgen rund um den Klimawandel transparent zu machen. Eine weitere Anpassung an die Lerngruppe, die besonders die Operationalisierung der Aufgaben und Differenzierung der Materialien betrifft, ist jedoch nachträglich von der Lehrkraft zu leisten. Der Besuch eines außerschulischen Lernortes wird in diesem Heft nicht thematisiert, ist jedoch vor allem mit Blick auf die lokalen Folgen des Klimawandels gut umsetzbar. Dazu wäre ein Unterrichtsgang in den Wald, in die Kulturlandschaft (Ackerflächen) oder der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes lohnenswert. Jeweils erkundungsleitend sollte die Frage nach individuellen Anpassungsstrategien sowie Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sein.
[1]Im Weiteren wird zur Vereinfachung das generische Maskulinum genutzt.
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