PIRI 4 – Heimat- und Sachunterricht
Das Lehrwerk „PIRI 4 – Heimat- und Sachunterricht“ ist speziell für die Klasse 4 der Grundschule in Bayern ausgelegt. Es ist 2016 in der ersten Auflage im Klett-Verlag erschienen. Zum Schülerbuch sind begleitend ein Lehrerband mit Kopiervorlagen und einer CD-ROM, worin methodische Hinweise und Möglichkeiten zur Umsetzung in inklusiven Lerngruppen enthalten sind, erhältlich. Auch ein digitaler Unterrichtsassistent mit DVD und weiteren Onlinecodes kann zusätzlich erworben werden. Das Thema Landwirtschaft wird in Kapitel 4: „Produkte aus nah und fern“ besprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Dem Lehrplan der bayerischen Grundschule folgend, werden die Schülerinnen und Schüler[1] mit dem Lehrbuch dazu animiert, sich mit der Herstellung von heimischen, regional erzeugten Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Sie erläutern mithilfe konkreter Beispiele aus ihrer eigenen lebensweltlichen Umgebung die Bedeutung der Landwirtschaft. Darüber hinaus lernen sie die Erzeugung von Nahrungsmitteln kennen. Besonders deutlich wird dies an der Doppelseite „Von der Rohmilch zur Butter“. Dort wird in einzelnen Schritten die Produktionskette vom Bauernhof bist in den Supermarkt aufgeschlüsselt. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Auseinandersetzung heimischen Obst- und Gemüsesorten. Dazu finden sich einige Ansätze auf der Doppelseite zur Regionalität und Saisonalität von Obst und Gemüse. Dort wird mit einem Saisonkalender gearbeitet.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Lehrwerk beginnt mit einer Einführungsseite, auf der der Aufbau und die Farben der einzelnen Seiten genau erläutert werden. Arbeitsseiten sind in weiß gehalten und bieten zur entsprechenden Themenstellung hauptsächlich Texte, Bilder und Aufgaben an. Auf den blauen Methodenseiten, die am Ende des Lehrwerks angesiedelt sind, finden sich zu den wichtigsten Lernmethoden übersichtliche Seiten und Checklisten, die das Arbeiten mit den gegebenen Materialien erleichtern. Am Ende jedes Kapitels wird zusammengefasst, was gelernt wurde. Es werden außerdem Anregungen zur weiterführenden Auseinandersetzung gegeben. Im folgenden Inhaltsverzeichnis wird eine Übersicht über die Themen abgedruckt, die im Buch behandelt werden. In insgesamt elf Kapiteln werden alle Bereiche des Lehrplanes abgedeckt. Die Kapitel beginnen mit einer Einstiegsseite, auf der eine erste Auseinandersetzung mit den Inhalten angebahnt wird. Mithilfe von Bildern, Zeichnungen, kleinen Notizzetteln oder Zeitungsausschnitten erfolgt eine Annäherung. Darauf folgen etwa vier bis fünf Themenseiten, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Hier werden verschiedene Medien miteinander kombiniert: Texte, Bilder, Grafiken und Schaubilder bilden die Thematiken ab. Neben den Methodenseiten sind abschließend ein Stichwort- und ein Bildverzeichnis angelegt.
Die Seiten des Kapitels „Produkte aus nah und fern“ thematisieren die Landwirtschaft. Darin setzen sich insgesamt drei Doppelseiten intensiv mit landwirtschaftlichen Inhalten auseinander. Begonnen wird mit den Seiten „Von der Rohmilch zur Butter“, in dem die Produktionskette vom Bauernhof bis hin zum Verbraucher beleuchtet wird. Es schließt sich die Doppelseite „Ei ist nicht gleich Ei“ an, auf der das Aussehen, die Herkunft und die Produktion von Hühnereiern dargestellt werden. Den Abschluss bilden zwei unterschiedliche Seiten, die sich mit der Regionalität und Saisonalität von Lebensmitteln auseinandersetzen. Die erste, die sich mit „Regionalem Gemüse im Jahresverlauf“ beschäftigt und eine zweite, die sich mit „Überregionalen Lebensmitteln“ auseinandersetzt.
Eine weitere im landwirtschaftlichen Kontext relevante Seite ist die zur „Renaturierung als Maßnahme zum Gewässerschutz“ im Kapitel sieben.
Reflexion
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Lehrbuch durch seine schülergerechten und anschaulichen Darstellungen besticht. Die vielen Bilder und Grafiken wirken motivierend und holen die Schüler in ihrer Lebenswelt ab. Als kritisch sind die langen Texte zu betrachten, die teilweise nicht altersadäquat formuliert sind. Dies zeigt sich beispielsweise an der Nutzung einiger Begriffe, wie „Medikamentenrückstände“, „portionieren“ oder „Wirkstoffe“ (vgl. S. 28/29). Viele Schüler können diese noch nicht hinreichend verstehen und deuten. Insbesondere Kinder, die noch nicht richtig lesen können, könnten bei der Bearbeitung auf große Probleme stoßen. Umso wichtiger ist es, dass bereits auf der Seite, auf der diese Wörter genutzt werden, eine kurze Erläuterung erfolgt. Das Lehrwerk verzichtet jedoch darauf. Trotz der kleinen Fuchs-Figur, die hilfreiche Tipps und Denkanstöße gibt, kann dies nicht ausreichend kompensiert werden. Die Aufgaben sind nicht optimal operationalisiert, bieten aber nochmal einen anderen Zugang zu den Inhalten an. Sie regen eine tiefgründigere Auseinandersetzung an, könnten jedoch handlungsorientierter sein.
Die Doppelseite zur Milchproduktion verfügt über einen sehr großen Anteil von Texten. Obwohl durch die gute Gliederung eine Durchdringung des Sachverhalts möglich ist und die Bilder sehr gut zu deren Verständnis beitragen, dürften viele Schüler mit dem langen Text Probleme bekommen. Es würde sich an dieser Stelle besonders in den Aufgaben anbieten, mit Schaubildern zu arbeiten. So könnten die einzelnen Schritte zugeordnet werden und die Schüler würden mündlich die entsprechenden Erklärungen geben. Im Text wird kein Bezug zur Region genommen oder ein fiktives Fallbeispiel gewählt, dass die Anschaulichkeit erhöhen würde. Stattdessen werden Aspekte der Nachhaltigkeit aufgegriffen, die das Verständnis der Grundlagen maßgeblich vermindern dürften. Die Empfehlung eine Molkerei durchzuführen, die in den Aufgaben gegeben wird, kommt im gesamten Gefüge der Doppelseite entscheidend zu kurz.
Auf der Doppelseite zum Ei werden zunächst das Aussehen und die Herkunft von Eiern thematisiert. Beim Aussehen wird auf die unterschiedlichen Formen und Farben der Eier angespielt. In der Auseinandersetzung mit der Herkunft von Eiern wird der Erzeugercode besprochen. Es folgt der Blick auf die Produktion von Hühnereiern. Dabei werden grundlegend drei Haltungsformen von Hühnern behandelt. Während der Text die vier Formen Biohaltung, Freilandhaltung, Käfighaltung und Bodenhaltung anführt, sind auf den Bildern nur Bodenhaltung, Käfighaltung und Freilandhaltung abgebildet. Zudem dürften die Schüler sich fragen, warum in diesem Zusammenhang die Käfighaltung als Haltungsform aufgegriffen wird, wenn sie doch seit 2009 (vgl. S. 31) verboten ist. Beides dürfte bei den Schülern für Verwirrungen sorgen. Die Aufgaben greifen die genannte Problematik erneut auf und fokussieren die ökologische Perspektive. Insgesamt wirkt die Seite im Vergleich zur Doppelseite der Milchproduktion weniger textlastig und somit schülergerechter.
Alles in allem ist in der Reflexion deutlich geworden, dass das Lehrwerk durch eine schülergerechte Bebilderung und durch die motivierenden Grafiken auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht. In der detaillierteren Analyse ist jedoch auffällig, dass die Texte sehr lang und wenig altersadäquat formuliert sind, was besonders an der Doppelseite zur Milchproduktion sichtbar wird. Außerdem ist die Bildauswahl als problematisch zu bewerten, was die Analyse der Doppelseite zum Ei gezeigt hat. Begriffliche und sachliche Unklarheiten sowie wenig zielführende Aufgabenstellungen müssen ebenfalls kritisch gesehen werden. Darüber hinaus ist auch die indirekte aber präsente Akzentuierung der Nachhaltigkeit schwierig zu bewerten. Wenngleich diese im Lehrplan vorgesehen ist, sollte sie dennoch aufbauend auf die grundlegenden Sachverhalte zur Landwirtschaft sachgerecht und didaktisch angemessen reduziert für die Schüler zur Verfügung gestellt werden. Dazu könnte auch ein Besuch auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Region beitragen.
[1] Im Folgenden wird zur Vereinfachung auf die feminine Form verzichtet.
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