Marike und Julius - Entdecke mit uns den Wald
Das Kinderbuch „Marike und Julius – Entdecke mit uns den Wald“ ist 2021 in der ersten Auflage im Landwirtschaftsverlag erschienen. Nach dem Vorgänger „Marike und Julius – Entdecke mit uns den Bauernhof“ markiert es den zweiten Teil einer Reihe, die sich an Kinder im Kindergarten, Vor- und Grundschulalter wendet. So empfiehlt es sich zur Anschaffung für die Schulbibliothek, könnte aber auch in einer Projektwoche zum Thema „Wald“ in der Kindertagesstätte oder den ersten Klassen der Grundschule Anwendung finden. Das Thema Landwirtschaft findet sich vielfältig im Buch wieder.
Lernziele und Kompetenzen
Beim Lesen des Buches haben die Kinder die Möglichkeit vielfältige Kenntnisse rund um den Wald zu erwerben. Einen ersten wesentlichen Schwerpunkt markiert das Kennenlernen der Bäume. Es werden bedeutende Laub- und Nadelbäume der deutschen Wälder kurz erklärt und mithilfe von Bildern zusätzlich veranschaulicht. Auch die Tiere des Waldes werden umfangreich betrachtet: Neben den Säugetieren erfahren auch die Vögel und Insekten des Waldes eine entsprechende Berücksichtigung, wobei bei Letzteren ein stärkerer Fokus auf deren Behausungen im Wald gelegt wird. Ein weiteres großes Thema ist auch der Schutz des Waldes. So kommen gängige Krankheiten, die Waldbäume befallen können, zur Sprache, genauso wie die Jagd und die Forstwirtschaft, welche die Hege und Pflege des Waldes und seiner Bewohner:innen aktiv steuern. Zentral wird ferner die Holzwirtschaft beleuchtet, bei der gleichzeitig ein Beitrag zur Berufsorientierung geleistet wird. Erläutert werden die Abläufe der Forstarbeiten im Vergleich – früher und heute -, sowie Produkte, die mit dem Holz hergestellt werden können. Exemplarisch dient dazu eine Bauanleitung für einen Vogelnistkasten.
Aufbau und Analyse des Buches
Das Kinderbuch kommt in einem kartonierten Hardcovereinband im A4-Querformat daher. Im Einband befindet sich die Möglichkeit, den eigenen Namen einzutragen, bevor die Titelseite und das Inhaltsverzeichnis folgen. Das Buch umfasst insgesamt 120 Seiten. Die Seiten sind gespickt mit bunten Bildern und erzählenden Texten.
Die Kapitelstruktur ist nicht einheitlich, das heißt die Kapitel haben einen unterschiedlichen Umfang. Während einige bis zu zehn Seiten umfassen, sind andere nur zwei Seiten lang. Entlang der dargestellten Lernziele ist bereits der Aufbau des Kinderbuches zu erahnen, wobei die Geschichte der beiden Kinder, die ihre Ferien im Forsthaus bei Freunden verbringen, leitend ist. Begonnen wird mit der Ankunft im Forsthaus und es wird über die erste Nacht in der Herberge berichtet. Anschließend wird das Berufsbild der Forstleute berichtet und ihre Tätigkeiten dargelegt. Nachfolgend kommen die vielfältigen Funktionen des Waldes zur Sprache, wobei besonderer Fokus auf die Gewinnung von Nutzholz sowie die Erholungsfunktion gelegt wird. Danach werden die Bäume des Waldes vorgestellt – sowohl die Nadel- als auch die Laubbäume. Zudem wird beleuchtet, wie sie gesetzt werden. Nach diesem Sinnabschnitt geht es um die Tiere des Waldes. Auch hier werden sowohl die Säugetiere als auch die Vögel und Insekten betrachtet. Im Folgenden geht es dann um die Krankheiten, die in Baumbeständen auftreten können, und den Nutzen von Mischkulturen in diesem Kontext. Die Hege der Wildtiere, der sich die Jagdleute verschrieben haben, wird ebenfalls auf einigen Seiten thematisiert. Im Weiteren liegt der Schwerpunkt auf den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten von Holz zum Feuer machen und zur Gewinnung von Holzkohle. Die Forstarbeiten im Wald mit Holzerntemaschinen, Motorsägen sowie Axt und Beil werden im Folgenden betrachtet. Neben der modernen Technik wird auch die Holzernte im traditionellen Stil mit dem Pferd Zuggestänge und Schwengel dargestellt. Schließlich gelangen die gefällten Baumstämme ins Sägewerk, wo aus ihnen Bretter für die Herstellung von Möbeln gewonnen werden. Dabei werden verschiedene Möbelstücke gezeigt und auch die beiden Protagonist:innen werden aktiv und bauen einen Nistkasten. Die letzten Seiten zeigen die Probleme, die bei Waldbränden auf die Feuerwehr und die Anwohner:innen des Waldes zukommen. Das Ende des Buches bildet eine Art Quiz, mit dem die Lesenden das Gelernte überprüfen können.
Reflexion
Wie die Analyse des Aufbaus bereits gezeigt hat, sind die Seiten abwechslungsreich, kindgerecht und ansprechend gestaltet. Besonders überzeugend ist zudem die qualitativ hochwertige Haptik und die authentische Geschichte, die erzählt wird.
Die Texte sind überwiegend kurzgehalten und enthalten nur wenige Fremdwörter und Fachbegriffe, die zudem noch kursiv gesetzt sind. So können sie beim Vorlesen kurz gemeinsam besprochen oder beim Selbstlesen in einem kleinen Lexikon nachgeschlagen werden. Geschrieben wurde in einem einfachen erzählenden Stil, sodass junge Lesende diesem gut folgen können. Unmotivierend könnte jedoch – abhängig von der Lesekompetenz der Lernenden – die einstweilige Länge der Texte sein. Hier sollte die Lehrkraft gegebenenfalls vorentlasten, z.B. durch das gemeinsame Lesen. Den Rahmen bildet die stringent und authentisch erzählte Geschichte. Sie ist spannend und lässt sich gut in einzelne Sinnabschnitte unterteilen, die dann für die Weiterarbeit im Unterricht oder in den kollektiven Besprechungen mit den Kindern aufgegriffen werden können. Bezüglich der Aspekte zur Gewinnung von Nutzholz und den Produkten, die daraus hergestellt werden könnten, wäre eine engere und zusammenhängende Betrachtung sinnvoll. So wird am Beginn über den Nutzen des Waldes gesprochen, etwa in der Mitte über die Baumarten, dann nach einigen Seiten über die Krankheiten im Wald sowie zum Schluss über die Nutzholzgewinnung bis hin zur Möbelproduktion.
Auf den Bildern finden sich die beschriebenen Zusammenhänge exzellent illustriert. Die Zeichnungen sind hochwertig, erlauben das selbstständige Entdecken und fördern die Vorstellungskraft der Kinder. Gut gelungen ist ferner, dass keine Stereotype bedient werden. So finden sich Frauen als Fahrerinnen und Bedienerinnen der Holzerntemaschinen und Männer, die die Arbeit am Schreibtisch erledigen. Auf diese Weise wird auch ein Beitrag zur Berufsorientierung geleistet.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Kinderbuch hervorragend geeignet ist, um mit jungen Lernenden den Wald „in Buchform“ zusammenfassend zu erkunden. Besonders die tollen Bilder und die gut gegliederte Geschichte überzeugen. Ganz nebenbei wird auch ein Beitrag zur Berufsorientierung geleistet. Nichtsdestotrotz sollte im Rahmen der Auseinandersetzung mit diesem Sachverhalt eine eigene Erkundung des Waldes erfolgen.
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