Das Buch „Permakultur – Von der Natur lernen und nachhaltige Kreisläufe im Garten schaffen“ ist 2022 erstmalig im Dumont-Verlag erschienen. Es eignet sich „für alle, die sich für nachhaltige Ökosysteme und deren praktische Umsetzung interessieren – ob Gartenneuling oder Profi, Kleingarten oder Hausgarten“ (Gerlach 2022). Daher kann es sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch von Erwachsenen genutzt werden. Auch für Bildungskontexte, insbesondere im Bereich Schulgarten oder der Arbeit auf außerschulischen Lernorten wie Gartenbau- oder Landwirtschaftsbetriebe, bietet es interessante Inhalte. Im Weiteren soll explizit Bezug auf diese Einsatzbereiche genommen werden.
Lernziele und Kompetenzen
Die Lernenden können beim Lesen des Buches vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, die sich auch in den Lehrplänen der Bundesländer wiederfinden. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen besitzen noch eigene Curricula für das Fach Schulgarten in der Grundschule. In den übrigen Bundesländern scheint es im Fach Sachunterricht aufzugehen. Der Thüringer Lehrplan für Schulgarten in der Grundschule sieht vor, dass die Schüler:innen Arbeitsschritte für das Gärtnern planen und umsetzen sowie gärtnerische Arbeitsmittel sachgerecht auswählen und nutzen. Das Buch setzt diese Forderung beispielsweise auf der Seite zur Herstellung von Schichtkompost um, auf der das Anlegen und Umsetzen der Kompostschichten beschrieben wird. Zugleich wird das Anlegen verschiedener Beetformen wie Hochbeete, Pappbeete oder die Terassierung und deren Besonderheiten dargelegt. Der Lehrplan fordert ferner, dass die Lernenden Versuche zu Wachstumsbedingungen von Nutzpflanzen durchführen. Diese können gut mit dem Anlegen der Beete zusammengebracht werden, indem gezielt Beobachtungsaufträge gestellt und in der Wachstumsphase ausgewertet werden. Auch die Gartenarbeit unter standortspezifischen, ökologischen und artspezifischen Gesichtspunkten, die vom Lehrplan gefordert wird, kann mit der Bearbeitung der Seiten des Buches umgesetzt werden. Dazu empfehlen sich besonders die Seiten, die Beetpläne vorgeben oder besondere Gartenelemente wie eine Kräuterspirale vorstellen.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Buch verfügt über einen Hardcovereinband und ein DIN A4-Format. Der Einband ist gespickt mit vielen Gartenelementen wie Geräte, Früchte oder Tiere, die auf gelbem Untergrund abgedruckt sind. Nach den Titelseiten folgen eine Widmung sowie das Inhaltsverzeichnis. Es zeigt alle Kapitel, die einen unterschiedlichen Umfang besitzen. Am größten ist Kapitel eins zur Permakultur, in dem die Prinzipien und die Geschichte dieser Bewirtschaftungsform dargelegt werden. Auch eine Einleitung sowie die Philosophie der Permakultur werden beschrieben. Daran schließen sich fünf inhaltliche Kapitel zu den Schwerpunkten „Gestaltung“, „Elemente“, „Boden“, „Grünes“ und „Wasser“ an. Das Buch schließt mit dem Anhang, in dem sich ein Glossar, weitere Rechercheempfehlungen für Internet und Literatur sowie das Register befinden. Insgesamt hat das Buch 135 Seiten.
Die Seiten zum Vorwort und zur Einleitung sind einfach gehalten. Sie zeigen keine Abbildungen und bestehen aus Texten, die die Sachverhalte erläutern. In der Einleitung wird mit Zwischenüberschriften für die Texte gearbeitet. Die übrigen Seiten sind bunt gestaltet. Die Auftaktseiten, welche die Kapitel einleiten und eine Doppelseite in Anspruch nehmen, bilden jeweils nur den Titel ab. Die Seiten der Kapitel folgen ebenfalls der doppelseitigen Struktur und zeigen Abbildungen, Skizzen, Überschriften, kleine Texte und Schaubilder zu den vorgegebenen thematischen Schwerpunkten.
Reflexion
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Buch hochwertig, vielseitig und bunt gestaltet ist. Die Seiten sind auf nachhaltigem Papier gedruckt und geben den Lesenden viele Möglichkeiten, Neues zu entdecken. Vor allem für junge Lernende ist die fulminante Form der Bildsprache sehr ansprechend. Allerdings muss auch gesagt werden, dass es in Teilen an einer festen Struktur fehlt, da die Zusammenhänge und Entwicklungen dargestellt in Bildern werden. Das fällt nicht nur bei der Gesamtkonzeption auf, sondern auch bei der Seitengestaltung. Texte, Bilder und andere Elemente sind bunt zusammengewürfelt und müssen erst für sich gelesen, durchdrungen und in einen Zusammenhang gebracht werden. Der Lesende wird nicht an die Hand genommen, sondern ein Thema ausgewählt und alle Informationen unstrukturiert in Form einer Mindmap wiedergegeben. Es ist daher eher ein Werk für Erwachsene, die sich Inhalte zum Gärtnern aneigenen wollen. Für junge Lesende und Ungeübte kann dies überfordernd und demotivierend sein. Auch das Ablenkungspotenzial ist dabei sehr hoch. Dennoch sind die Inhalte sehr gut recherchiert, informativ und hilfreich, um die Permakultur als Bewirtschaftungsform kennen und umsetzen zu lernen.
Die Bilder und schematischen Darstellungen nehmen mehr als die Hälfte der Seiten ein. Sie sind farblich abwechslungsreich gestaltet und veranschaulichen die Sachverhalte und Prozesse ästhetisch ansprechend und umfassend. So beispielsweise das Schaubild zur Sukzession auf der Doppelseite 32/33. Besonders erwähnenswert ist der untere Teil der Seiten, auf denen schematisch der Prozess der Sukzession veranschaulicht wird. Neben den unterschiedlichen Arten von Pflanzen, die sich sukzessive ansiedeln, werden auch die Tiere abgebildet. Zudem werden Beispiele gegeben und die jeweilige Phase kurz beschrieben. Um den Lesenden etwas mehr Struktur zu geben, hätte sich hier die Arbeit mit einer tabellarischen Übersicht angeboten, die auch einen direkten Vergleich ermöglichen würde. Vor allem für die Arbeit mit Kindern wäre dies lohnend. Aus der darüber angelegten Darstellung lässt sich leider keine Aussage entnehmen. Der Platz hätte daher etwas besser genutzt werden können. Ein weiteres Beispiel sind die verschiedenen Arten von Beeten, die im Buch vorgestellt werden. So sind beispielsweise die Abbildungen zum Hügelbeet (S.38) anschaulich und lassen sich gut in Lehr-Lern-Settings nutzen. Auffällig ist jedoch, dass sich die Bezeichnungen der einzelnen Schichten insbesondere im unten abgebildeten Querschnitt schlecht lesen lassen. Hier wäre eine andere Darstellungsform wünschenswert.
In den Texten, die sich immer kombiniert mit Bildern finden lassen, werden unterschiedliche Schriftarten genutzt. Diese dienen dazu, bestimmte Aspekte und Begriffe hervorzuheben. Häufig bestehen die Texte aus ein bis zwei Sätzen und sind mit einer Überschrift versehen. Durch die verschiedenen Schriftarten sowie Farben und Hinterlegungen mit Bildern wirken die Texte unübersichtlich. Sie sind daher für Personen mit Sehschwäche oder ungeübte Leser:innen wenig geeignet. Teilweise werden Sprechblasen abgebildet, deren Funktion nicht deutlich wird. An einigen Stellen erklären sie Sachverhalte, an anderen Stellen wirken sie eher comic-artig und belustigend. Dies könnte den Lesenden verwirren. Inhaltlich sind sie jedoch gut strukturiert und auf die Zeichnungen abgestimmt. Zugleich werden viele Fachbegriffe vorausgesetzt, die sich im Glossar wiederfinden. Für jüngere Zielgruppen sollten diese vorentlastet und gegebenenfalls vor dem Lesen erneut besprochen werden. Die Informationen sind sehr gut recherchiert und fachlich richtig dargestellt. Eine didaktische Reduktion für eine bestimmte Zielgruppe findet nicht statt.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass das Buch bunt, vielfältig und informativ gestaltet ist. Als Inspiration und in Auszügen ist das Werk auch für Lernende im Schulgartenunterricht nutzbar, sollte aber dosiert eingesetzt werden. Für diese Zielgruppe ist eine stärkere Steuerung, z.B. durch einheitliche barrierearme Schriftarten und die Nutzung von Texten und Tabellen als Strukturierungselementen erforderlich. Durch die Vielzahl der Abbildungen auf den Seiten, die mehr als die Hälfte dieser einnehmen, lässt sich jedoch kaum eine Struktur für das Lesen oder eine Reihenfolge für die Bearbeitung festmachen. Daher ist im Rahmen von unterrichtlicher Nutzung eine gezielte Auswahl und Strukturierung des Materials erforderlich sowie eine didaktisch-methodische Begleitung.