bioskop 7-9
Das Schulbuch „bioskop 7-9“ ist 2017 erstmalig beim Westermann-Verlag erschienen und für das Fach Biologie geeignet. Es ist für die Schuljahre sieben, acht und neun des nordrhein-westfälischen Gymnasiums und integrierte Gesamtschulen ausgelegt. Zu diesem Schulbuch ist ein weiteres Heft erhältlich, das Strukturierungsvorschläge für den Unterricht und Lösungen enthält. Über einen Online-Schlüssel, der sich im Einband befindet, können die enthaltenen Materialien digital aufgerufen werden. Das Thema Landwirtschaft wird in den Kapiteln „Treibhauseffekt – die Biosphäre verändert sich“, „Vielfalt der Lebewesen als Ressource“ und „Gene – Puzzle des Lebens“ behandelt.
Lernziele und Kompetenzen
Die Seiten des Schulbuchs unterstützen die Schülerinnen und Schüler[1] beim Aufbau der im Kernlehrplan vorgegebenen prozess- und konzeptbezogenen Kompetenzen. Auch die in den Inhaltsfeldern vorgesehenen fachlichen Kontexte werden im Buch aufgegriffen und bedient, sodass die Struktur des Schulbuches den Vorgaben des Kernlehrplanes entspricht. So zielt ein Teil des Kapitels „Treibhauseffekt – die Biosphäre verändert sich“ auf den Aspekt der Nachhaltigkeit ab, bei dem ein besonderer Fokus auf eine ökologisch tragfähige Produktion von Lebensmitteln gelegt wird. Auch Problemstellungen, die die Veränderung der Landschaft betreffen und mit dem Verlust der Artenvielfalt einhergehen, werden thematisiert. Neben fachlichen Kenntnissen werden auch fachspezifische und fächerübergreifende Methoden vorgestellt, die einer vertieften Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Unterrichtsgegenstand dienen. Beispielsweise wird die Beschaffung und Aufbereitung von Informationen aus anderen Medien angesprochen.
Analyse
Aufbau der Kapitel
Das Buch beginnt mit dem Inhaltsverzeichnis, in dem sechs Hauptkapitel zu finden sind, die sich in 14 Unterkapitel ausdifferenzieren. Im Anschluss daran werden die verwendeten Zeichen und Symbole erläutert. Auf diese Weise bekommen die Schüler Informationen zur Gestaltung der Seiten, deren unterschiedlicher Farbgebung sowie zu weiteren alternativen und fakultativen Angeboten des Schulbuches. Die folgende Seite gibt weitere Hinweise und Tipps zum Umgang mit dem Buch. Den Schülern werden darin grundlegende Erkenntnisse/Basiskonzepte des Faches Biologie aufgezeigt. Eine Einführung in die Hauptkapitel wird mit Hilfe von Fotos verschiedener Größen realisiert. Auf den Einstiegsdoppelseiten finden sich darüber hinaus die Themen der Unterkapitel, die zum jeweiligen Schwerpunkt gehören.
In den Kapiteln sind unterschiedliche Materialien miteinander kombiniert: Texte, Bilder/Fotos, Grafiken, Tabellen, Diagramme und Aufgaben. Neben den Seiten, die auf den Aufbau des Grundwissens der Basiskonzepte im Fach Biologie abzielen, gibt es Methodenseiten, die ähnlich gestaltet sind, jedoch häufig einen größeren Anteil an Aufgaben besitzen. Durch ihre bräunliche Farbe heben sie sich von den anderen ab. Differenzierte Aufgaben finden sich auf allen Seiten, sodass den unterschiedlichen Lernvorausetzungen der Schüler begegnet werden kann.
Im Unterkapitel „Treibhauseffekt – die Biosphäre verändert sich“ finden sich 16 Doppelseiten, von denen sich lediglich eine Doppelseite mit der Ökobilanz von Lebensmitteln auseinandersetzt. Auch im Unterkapitel „Vielfalt der Lebewesen als Ressource“, das zehn Doppelseiten umfasst, findet sich eine, die die Veränderung der Landschaft und die daraus resultierende Bedrohung der Artenvielfalt thematisiert. Bei der Behandlung des Unterkapitels „Gene – Puzzle des Lebens“ werden die Züchtungsmethoden in der Landwirtschaft angesprochen. Es existieren weitere Seiten in diesem Schulbuch, die das Thema Landwirtschaft in einem weiteren Sinne („Energie der Zukunft“, „Nachhaltige Entwicklung“) behandeln, es jedoch nicht direkt ansprechen und keine direkte Verknüpfung herstellen. Daher werden sie in dieser Rezension nicht weiter berücksichtigt.
Die abschließenden Seiten des Buches stellen noch einmal die Wiederholung der Basiskonzepte in den Mittelpunkt. Dabei wird versucht, die einzelnen Themen über ein Schaubild miteinander zu verknüpfen. Schlussendlich finden sich ein Stichwortverzeichnis, ein Glossar sowie Bildnachweise und Hinweise beim Durchführen von Versuchen.
Reflexion
Die vorangegangene Analyse der Schulbuchseiten zum Thema „Landwirtschaft“ hat verdeutlicht, dass sie übersichtlich und einheitlich gestaltet sind. Die Medien sind vielfältig und werden in unterschiedlicher Form miteinander kombiniert. Sie bieten einem hohen Informationsgehalt und stellen die Inhalte altersadäquat und anschaulich dar. Die qualitativ hochwertigen Fotos ermöglichen eine authentische Darstellung des Raumes und der zu vermittelnden Inhalte, was durch die Sachtexte noch unterstrichen wird. Wichtige Fachbegriffe werden fett gedruckt, sodass der Schüler deren erhöhte Bedeutung erfassen kann und eine Definition in der weiteren Behandlung des Themas erfolgt. Mit Hilfe der Texte und den anderen Materialien können die Aufgaben gelöst werden. Die Aufgaben regen zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den thematisierten Inhalten an.
Auf der Seite, die die Ökobilanzen von Lebensmitteln thematisiert, findet sich ein Schaubild, dass die unterschiedliche Menge der Ressourcen zeigt, die bei der Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch benötigt werden. Die einzelnen Komponenten der Ökobilanz (ökologischer Rucksack, Kohlenstoffdioxidäquivalent und virtuelles Wasser) werden im Text definiert und erklärt. Die anschauliche Darstellung des Schaubilds kann zum besseren Verständnis der Inhalte beitragen. Die weiteren Materialien und Aufgaben greifen die Begriffe aus dem Text erneut auf und vertiefen sie. Bei der ersten Aufgabe, die darauf abzielt, die Klimabelastung in der Lebensmittelproduktion zu analysieren, fällt auf, dass die bei der Bearbeitung zu nutzende Tabelle keine Quelle aufweist. Die Tabelle stellt die Kohlenstoffdioxidäquivalente verschiedener konventionell und ökologisch erzeugter Lebensmittel gegenüber. Bei der vergleichenden Betrachtung soll deutlich werden, dass in der ökologischen Landwirtschaft wesentlich weniger Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird als in der konventionellen. Daten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigen jedoch, dass diese Folgerung nicht stimmen kann. Dort wird am Beispiel der konventionellen Milchviehhaltung aufgezeigt, dass ökologisch wirtschaftende Betriebe beispielsweise eine wesentlich größere Fläche für die Produktion eines Kilogramms Milch benötigen als konventionelle Betriebe. Aspekte, die beispielsweise die Regionalität von ökologischen Produkten oder die geringere Leistung der Betriebe thematisieren, werden im Rahmen der Aufgaben im Buch allerdings nicht angesprochen. Wünschenswert wäre demnach eine reflektiertere Auswahl der Daten, um den Schülern einen facettenreichen Einblick in die Thematik zu geben. Eine handlungsorientierte Aufgabe, die die Schüler dazu auffordert ihren eigenen Konsum zu protokollieren, könnte diesen Zweck bereits erfüllen.
Die Doppelseite, die sich mit der Veränderung der Landschaft und der daraus resultierenden Bedrohung für die Artenvielfalt auseinandersetzt, hebt sich durch ihre großen Bilder und Karten von den anderen Seiten ab. Der Text informiert über den schwindenden Lebensraum der ausgewählten Amphibien und ermöglicht gemeinsam mit den Bildern die Bearbeitung der Aufgaben. Der auf den Karten zu sehende Ausschnitt zeigt die Veränderung der ausgewählten Landschaft binnen 100 Jahren. Dabei fällt auf, dass die ehemaligen Heideflächen mittlerweile kultiviert wurden und einer landwirtschaftlichen Nutzung unterliegen. Als Verursacher des schwindenden Lebensraums der Tiere wird nach der Bearbeitung der Aufgaben erneut die Landwirtschaft herausgehoben, deren bedeutende Rolle bei der Erhaltung von Boden und seiner Fruchtbarkeit wird dem gegenüber nicht benannt. Weitere Treiber der Veränderungen der Landschaft und des Rückgangs von naturnahen Räumen, wie zum Beispiel durch Industrie, Siedlungsraum oder infrastrukturellen Maßnahmen werden ebenfalls nicht erwähnt, sodass bei den Schülern in diesem Zusammenhang ein verzerrtes Bild entstehen könnte.
Die Züchtungsmethoden in der Landwirtschaft werden auf einer weiteren Doppelseite behandelt. Darin wird umfassend über die unterschiedlichen Züchtungsformen sowie über die Merkmalkombinationen berichtet. Mithilfe der anschaulichen Fotos und Schemata werden die Inhalte des Textes illustriert und der Zugang zu dieser komplexen Thematik für die Schüler erleichtert. Die Aufgaben dienen erneut der vertieften Auseinandersetzung.
Alles in allem ist abschließend zu sagen, dass vor allem die informativen und anschaulichen Materialien der Seiten positiv zu beurteilen sind. Auch die Umsetzung der im Kernlehrplan vorgegebenen Inhaltsfelder und Basiskonzepte ist als gelungen zu bewerten. Insgesamt wirken die Seiten jedoch durch ihre langen Texte und Aufgaben etwas überladen. Darüber hinaus könnten die Aufgaben einen verstärkten Handlungs- und Aufforderungscharakter besitzen und vermehrt zum Lernen außerhalb des Klassenzimmers anregen.
Details Eintrag
- Nordrhein-Westfalen
Ökobilanzen von Lebensmitteln, Veränderung der Landschaft bedroht die Artenvielfalt, Züchtungsmethoden