Ökolandbau 2.0 – Welternährung und Ökolandbau
Die Unterrichtsmaterialien „Ökolandbau 2.0 – Welternährung und Ökolandbau“ wurden 2013 vom aid herausgegeben und sind als Download im PDF-Format digital abrufbar. Das Material bietet eine Grundlage, mit der die Schülerinnen und Schüler[1] der Klassenstufen 10 bis 12 eine eigene Website zum Thema Welternährung und Ökolandbau erstellen können. Großes Potenzial des Materials liegt im Ganztags- und im Projektunterricht. Besonders eignen sich die Fächer Ethik, Sozialkunde und Erdkunde. Das Thema Landwirtschaft wird auf allen Seiten angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Die Schüler können mit der Bearbeitung der im Material vorgeschlagenen Unterrichtseinheit zahlreiche Kompetenzen und Fähigkeiten erwerben. Die Einheit weist viele Bezüge zu den Bildungsplänen der Sekundarstufen I und II der Länder auf. Eine Einbettung die thematischen Komplexe wie Globalisierung, Wirtschaftsräume der Welt oder Welternährung ist problemlos möglich. Fokussiert werden die Medienkompetenz, das themenbezogene Arbeiten in Arbeitsgruppen, das Kategorisieren und Systematisieren von Sachverhalten sowie die verschiedenen Methoden der Recherche von Informationen. Die Materialien lassen sich auch individuell an den Lernstand und die Arbeitsweise der jeweiligen Schulform und Klassenstufe anpassen, da aufgrund der inhaltlichen Komplexität des Themas Schwerpunkte gesetzt werden können. Ferner kann die Bearbeitung auch als Facharbeit oder Oberstufenpraktikum realisiert werden.
Das Erstellen einer eigenen Website zu einem bestimmten Thema ist eine attraktive und effektive Form der Aufbereitung von Lernprozessen, bietet großes Lernpotenzial und eignet sich sehr gut, um die Schüler an die Arbeit mit digitalen Medien heranzuführen. Eigene Lernfortschritte werden durch die mediale Aufbereitung nachhaltiger verankert, reflektierter aufgenommen und dadurch vertieft.
Aufbau und Analyse der Seiten
Das Material bietet auf 15 Seiten umfassende Anregungen für die Gestaltung und Durchführung einer Unterrichtseinheit zum Thema Welternährung und Ökolandbau. Einleitend mit einigen Hintergrundinformationen zum Konzept der Materialien, werden didaktisch-methodische Hinweise zur Gestaltung einzelner Unterrichtsphasen gegeben. Ein besonderer Fokus liegt darüber hinaus auf dem Lehrplanbezug sowie auf den Kompetenzen, die im Rahmen der Unterrichtseinheit bedient werden sollen. Außerdem finden sich auf den ersten Seiten Ideen und Anregungen zur Umsetzung, dazu zählen Hinweise zum außerschulischen Lernen, zum kooperativen und handlungsorientierten Lernen.
Im Weiteren sind die Arbeitsmaterialien abgedruckt. Begonnen wird mit einer Seite, die mögliche Diskussionsthesen zeigt, die im Einstieg genutzt werden können. Diese verstehen sich als Anregungen, die entsprechend der unterrichtlichen Zielsetzung angepasst werden können. Es folgt eine Seite, die sich den rechtlichen Grundlagen für die Umsetzung einer Website widmet. Aspekte, wie beispielsweise das Urheberrecht, Persönlichkeitsrechte, Impressumspflicht und sonstige Verantwortungen, werden beleuchtet. Im Anschluss daran wird der Ablauf der Unterrichtseinheit vorgestellt, der sich in unterschiedliche Phasen gliedert. Für die Schüler wird dieser mit Hilfe von Aufgaben transparent gemacht. Ein weiteres Arbeitsblatt nimmt sich der Gestaltung der Website an. Die Schüler erhalten wertvolle Gestaltungshinweise, die das Layout und den Aufbau der Website betreffen. Auf den letzten Seiten werden Internet-Links gegeben, die für die Recherche genutzt werden können. Diese werden durch Überschriften gegliedert, zum Beispiel in Industrie und Wirtschaft oder Politik, wodurch eine Vorstrukturierung vorgenommen wird und gleichzeitig ein Erwartungshorizont gegeben wird. Das Dokument schließt mit einem Impressum sowie einem Bewertungsbogen, auf dem die Lehrkräfte ihre Meinung zum Material einreichen können.
Reflexion
Im Rahmen der Analyse ist bereits deutlich geworden, dass die Materialien sich grundlegend von klassischen Lehrwerken unterscheiden. Es handelt sich mehr um eine methodische Anleitung, die von Lehrkräften genutzt werden kann, um mit den Schülern komplexen Themen zu bearbeiten. Es ist daher eher als Handreichung zu bewerten. Grundlegend ist jedoch zu sagen, dass die fachlichen Quellen, die genutzt werden, sehr gut sind. Die Websites der einzelnen Organisationen sind sehr aktuell, wählen unterschiedliche Zugänge und fokussieren grundlegende Probleme des Ökolandbaus und der Welternährungssituation. Die Methode, die Schüler eine eigene Website zu einem Thema gestalten zu lassen, ist neu, altersangemessen und sehr motivierend.
Da eine Einbettung der Unterrichtseinheit in die alltäglichen Schulabläufe schwierig sein dürfte, wird in dem Material davon ausgegangen, dass das Vorhaben als Projekt oder im Nachmittagsunterricht realisiert wird. Dies macht die Wahrscheinlichkeit, dass die Materialien zum Einsatz kommen sehr gering, da es praktisch eher schwierig umsetzbar ist. Die in der Einführung gegeben Vorschläge, das Vorhaben als Facharbeit in der gymnasialen Oberstufe durchzuführen, sind jedoch als gute Alternative anzusehen. Darüber hinaus sind die Empfehlungen, einen außerschulischen Lernort zu besuchen als positiv zu bewerten, wenngleich ausschließlich die Erkundung eines „Eine-Welt-Ladens“ als nicht ausreichend angesehen wird. Hier sollte die Lehrkraft auch über andere Möglichkeiten nachdenken. So könnte beispielsweise auch ein landwirtschaftlicher Betrieb, ein Handelsunternehmen oder ein Unternehmen mit bioökonomischen Ansätzen als Ziel infrage kommen, um räumliche Verflechtungen aus eigener Anschauung kennen zu lernen.
Auch das handlungsorientierte Lernen hat seinen Platz in dem skizzierten Lernvorhaben. Die Arbeit in kleinen Gruppen und die mediale Aufbereitung des Themas mit Hilfe verschiedenster medialer Möglichkeiten regen die Kreativität der Schüler an und wirken motivierend. Generell ist die Arbeit mit digitalen Medien für die Lernenden von hohem Interesse. Der hohe Lebensweltbezug und die Zukunftsorientierung ermöglichen individuelle Freiheiten und bieten Raum für unterschiedliche Ergebnisformen, der umfangreich genutzt wird. Das prozessbezogene Arbeiten wird im Material durch die Arbeitsaufträge gut in Arbeitsschritte gegliedert. Unstimmigkeiten im Unterrichtsablauf werden so vorgebeugt. Die Lehrkraft fungiert in den Arbeitsphasen eher als Moderator, den die Schüler bei Problemen befragen können. In der Praxis ist die Bewertung komplexer Lernvorhaben tendenziell eine Herausforderung für die Lehrkräfte. Sinnvoll könnte es daher sein, am Ende jeder Phase eine Einschätzung vorzunehmen, die am Ende zu einer Gesamtnote zusammengeführt werden. Als Prüfformate wären neben der Facharbeit oder dem Vortrag also auch ein Portfolio denkbar, bei dem der Lernfortschritt mit einzelnen Leistungen dokumentiert wird.
Aus fachlicher Perspektive könnte die starke Orientierung an der Methode „Gestaltung einer Webseite“ problematisch werden. Fachliche Grundlagen und Zusammenhänge könnten in den Hintergrund geraten, sodass die methodischen Aspekte dominieren. Die Lehrkraft muss also dafür sorgen, dass bereits zu Beginn des Vorhabens eine klare Themenvorgabe sowie inhaltliche Abgrenzung erfolgt. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, Mindestanforderungen transparent zu machen. Es sollten beispielsweise einige Grundlagenwerke[2] oder aktuelle Aufsätze aus Zeitschriften verwendet werden, um ein erstes wissenschaftliches Arbeiten anzubahnen. Auch auf die korrekte Verwendung von fachlichem Ausdruck und formalen Aspekten, wie das richtige Anlegen eines Literaturverzeichnisses sollte geachtet werden.
Alles in allem lässt sich sagen, dass sich das vorliegende Material sehr gut eignet, um Problemstellungen des Ökolandbaus und der Welternährung im Unterricht zu thematisieren. Das Material bietet lebensweltliche Bezüge, ein motivierendes Vorgehen und einen neuen Ansatz zur Arbeit mit digitalen Medien in der Schule. Probleme könnten bei der Einbettung, der Bewertung und bei der angemessenen fachlichen Vermittlung auftreten, die jedoch durch eine engagierte Lehrkraft und ihre umfangreiche Vorbereitung aufgewogen werden können.
[1] Im Folgenden wird zu besseren Lesbarkeit die maskuline Form verwendet.
[2] Zu den Grundlagenwerken der Geographie zählt unter anderem Gebhart, H., Glaser, R., Radke, U. und Reuber (Hrsg.): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie. Springer 2012.
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