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Bauernhof 4.0: smart und vernetzt - Digitalisierung der Landwirtschaft Beliebt

Bauernhof 4.0: smart und vernetzt - Digitalisierung der Landwirtschaft

Die Digitalisierung schreitet auch in der Landwirtschaft schnell voran – mit praktischen Hilfsmitteln auf dem Feld, im Stall, im Büro. Sie ist die nächste große Revolution nach der Mechanisierung und Automatisierung und beeinflusst die Arbeitswelt der Menschen, die Tiere und die Umwelt.

Vom Pferd zum Computer

Die erste Revolution der Landtechnik ereignete sich etwa 1850. Damals lösten die ersten Maschinen Pferde und Ochsen als Zugtiere ab. Nach 100 Jahren machte die Landtechnik einen weiteren großen Sprung: Der Traktor wurde dank Hydraulik und Zapfwelle von der Zugzur Universalmaschine. Er trieb Geräte an, die viele Arbeiten vereinfachten und Arbeitskräfte einsparten.

Vor etwa 40 Jahren begann der Einzug der Elektronik, dann folgten die ersten computergesteuerten Einheiten. Mit Programmierungen ließen sich viele Verfahren automatisieren. Mittlerweile verfügt fast jede neue Maschine über ein Terminal, das Daten sammelt und sich mit anderen Geräten, Maschinen und Personen vernetzt. Die Rede ist von „Digitalisierung“ und „Landwirtschaft 4.0“. Sie geht einher mit Präzisions-Landwirtschaft bzw. precision (livestock) farming, in der LandwirtInnen immer genauer auf den Bedarf der Pflanzen und Tiere reagieren und effizienter arbeiten können.

Für jede Betriebsform

Hightech gibt es nicht nur in Privathaushalten, sondern auch auf vielen Bauernhöfen: auf dem Feld sowie im Stall, in großen und kleinen Betrieben, egal ob mit oder ohne Bio-Zertifikat. Die Geräte erfassen immer mehr Daten und lassen sich oft aus der Ferne steuern. Webcams beobachten die Hausund Nutztiere, per Klick auf das Smartphone schließen sich Fenster und Türen im Haus, am Gewächshaus oder am Hühnermobil und Roboter saugen Fußböden im Haus oder schieben Spaltenböden im Kuhstall sauber.

Jede Neu- oder Weiterentwicklung (neue Hardware und Updates) optimiert Betriebsabläufe. Dabei entstehen nicht nur Vorteile für die LandwirtInnen, sondern auch für Tiere, Pflanzen, Umwelt und VerbraucherInnen. Die Hoffnung ist, mit weniger Betriebsmitteln (Saatgut, Wasser, Futter, Kraftstoff) mehr und bessere Lebensmittel und Agrarrohstoffe nachhaltig zu erzeugen.

Eine große Hilfe

Auf dem Feld steuern die Maschinen (z. B. Traktor mit Düngerstreuer und GPS-Antenne) in Ideallinie über die Fläche, erfassen Daten über den Boden und die Pflanzen (z. B. Bodenfeuchte) und passen die Pflanzenversorgung (z. B. Bewässerungsmenge, Aussaat und Pflanzenschutz) an. Besonders bei Lohnunternehmen sind die digitalen Hilfsmittel schon weit verbreitet.

Im Stall geht es darum, die Tiere optimal zu versorgen. Der Futterautomat erkennt dank Chip und Infrarotsensor, welches Tier vor ihm steht und gibt die passende Menge Kraftfutter ab. Schrittzähler bei Kühen erfassen deren Aktivität und erkennen veränderte Bewegungsmuster. So werden Probleme erkannt und behoben, bevor das Tier spürbar erkrankt.

Die digitalen Hilfsmittel kosten Geld und Zeit. Laut Branchenverband Bitkom investierte 2018 jeder vierte landwirtschaftliche Betrieb in Weiterbildungen. Vom Betriebsleiter zum Mitarbeiter müssen alle den Umgang mit der neuen Technik erlernen und in ihre Arbeitsabläufe einbinden, nicht zuletzt auch die Tiere: Kühe müssen den Weg zum Melkroboter trainieren.

Total vernetzt

Die Geräte erfassen mittels Sensoren unzählige Daten, die sie selbst verarbeiten oder über ein Netzwerk an eine zentrale Stelle schicken. Oft werden die Daten in einer Cloud (Webserver) gespeichert. Im Gegenzug erhält das Gerät Steuersignale. Damit Geräte richtig reagieren, müssen vorher Standards definiert werden, z. B. ab welchem Messwert der Landwirt benachrichtigt wird oder ein Fenster schließt. Tiere und Felder müssen „vermessen“ und passend für jeden Betrieb Datenbanken und Netzwerke angelegt werden. Um die Daten richtig einordnen zu können, üben LandwirtInnen sich im Datenmanagement.

Der Datentransfer im (hofeigenen) Netzwerk läuft oft über ein Mobilfunknetz und Satelliten. Hier ist der Netzausbau besonders wichtig. Und alle Geräte benötigen Strom, wobei der Bedarf z. T. über Fotovoltaik-Elemente gedeckt wird. Die Geräte und Software bzw. Firmware müssen verlässlich arbeiten und kommunizieren können, d. h. kompatibel sein. Streikt ein Gerät, ist oft technische Hilfe des Herstellers nötig. KritikerInnen der Digitalisierung sehen mögliche neue Abhängigkeiten der LandwirtInnen von großen IT- und Landtechnikfirmen und fordern daher lizenzfreie Systeme (open source). Wichtig ist auch die Datensicherheit: Wer darf sensible Betriebsdaten einsehen bzw. nutzen und wie schützt man Benutzerdaten?

Fazit und Ausblick

Die Landwirtschaft ist längst im digitalen Zeitalter angekommen. Ohne Smartphone, Tablet und PC geht heute vieles nicht mehr. Die Technik spart Zeit, bringt aber auch viele neue Aufgaben.

Die Zahl der Anwendungen steigt rasant. Die Technik wird stetig weiterentwickelt und dabei leistungsfähiger und günstiger. Die Hürden für den Einsatz sinken. Und je mehr die Löhne steigen, desto eher lohnt sich die Automatisierung – zumal Roboter zu jeder Tageszeit arbeiten.

Bei allen technischen Revolutionen – LandwirtInnen müssen nach wie vor aufs Feld und in den Stall und behalten die zentrale Rolle. Ihnen obliegt die Auswahl der Geräte und Software und die Auswertung der Daten. Daraus müssen sie Entscheidungen für ihren Betrieb ableiten. Die persönliche Kontrolle und der Kontakt zu Pflanze und Tier bleiben unverzichtbar. Und manche Aufgaben brauchen einfach so viel Geschick und Erfahrung, dass der Mensch (noch lange) nicht zu ersetzen ist.